2013 ist das Jahr für Johnnie Rook: ihr könnt mit Stolz auf euer viertes und am 1. Februar veröffentlichtes Studioalbum „Stimmungsgerät“ blicken und euer 10-jähriges Bandbestehen feiern.
1.Was macht das Stimmungsgerät zum Stimmungsgerät?
Franziska: Also, erstmal heißt die Platte „Stimmungsgerät“ weil das eigentlich ein Scherz war. Roman, unser Gitarrist, hat im Proberaum sein Stimmgerät gesucht und hat sich versprochen. Er sagte: „Wo ist denn mein Stimmungsgerät?“. Das fanden wir witzig und haben es uns gemerkt. Und im Prinzip ist es ja auch so, dass du als Band auf die Bühne kommst und mittels der Musik verschiedene Stimmungen erzeugst, je nach Lied. Aber auch die Stimmung der Leute wirkt auf die Band. Das ist so ein Spiegelding.
2.Warum habt ihr Euch für Gastsänger auf dem Album entschieden?
Micha: Gastmusiker an sich hatten wir ja schon immer dabei. Das gefällt uns und das wollten wir so fortführen.
Jan: Der Anstoß war aber auch, dass wir 10jähriges Jubiläum haben und da auch was Krasses machen wollten. Gunnar von Dritte Wahl war dabei erste Wahl. Wir haben kurz überlegt und das war einfach die Band, die für uns am meisten rausgestochen hat, die uns in unserer Jugend am meisten beeinflusst hat, mit denen wir mittlerweile einigermaßen befreundet sind und die wir gut kennen und wir dachten uns „hey, lass uns doch mal versuchen uns diesen Traum zu erfüllen“. Dann haben wir gefragt und es kam auch promt das Ja, und das ist natürlich ein riesen Glück für uns und ’ne riesen Ehre, dass das geklappt hat.
3.Stimmungsgerät auch sehr persönliches Album: welche Geschichten hören wir da? Und aus wessen Leben kommen diese?
Franziska: Aus verschiedenen. Es ist ja so, dass in den meisten Songs ein „lyrisches Ich“ singt, aber es geht nicht immer um mich, es geht nicht immer um meine Geschichte. Es sind Geschichten von Leuten, die ich kenne, die ich verarbeitet habe zum Lied, weil ich es passend fand. Und auf der Platte sind so ganz viele verschiedene Facetten drauf. Ein Mensch hat ja mehrere Stimmungen, der ist ja nicht immer gleich, und das spiegelt sich auf dem Album wieder. Ich hab mich entschieden aus meiner Perspektive zu schreiben, weil es leichter zu verstehen ist.
4. Wie können sich die anderen damit identifizieren, wenn sie die Texte nicht schreiben?
Franziska: Pankow hat Jan geschrieben! Ich finde, das merkt man auch. Das klingt auch gleich ganz anders. Ich find den Text super.
Jan: Oft verstehe ich die Texte erst ein halbes Jahr nachdem wir im Studio waren und ich mir mal das Booklet durchlese. Klar, die Hook, die höre ich, die gefällt mir und dann war es das auch schon. Mein Schwerpunkt liegt auch viel krasser auf der Musik. Für mich ist die Aussage des Textes erst mal zweitrangig. Es muss fett klingen, es muss ein Brett sein und mich mitreißen und dann kommt der Text noch oben drauf. Das ist dann immer so ein Aha! Erlebnis, dass der Text dann auch noch geil ist.
Franziska: Ich glaube, da geht es anderen Bands nicht anders. Solange den Jungs nichts unangenehm auffällt oder sie irgendwas peinlich finden, nicken sie den Text ab, und das ist so unser Konsens.
5. Zu welchem Zeitpunkt sind alle zufrieden mit einem Song und wie stark geht ihr dann auch Kompromisse ein?
Jan: Man muss sehr viele Kompromisse machen. Das Ergebnis ist ja zum Schluss immer sehr gut. Und weil ich das gelernt habe, bin ich in der Lage diese unglaublichen Qualen, die bei uns in der Probe ablaufen, zu ertragen. Das darf gar keiner wissen, das darfste keinem erzählen, aber das ist unglaublich, was bei uns abgeht. Bei uns wird die Hälfte der Zeit, auch wenn wir nur das Set üben, gestritten.
Micha: Naja, es ist halt so: wenn ich manchmal mit einem Riff ankomme, von dem ich überzeugt bin, und die anderen finden das jetzt nicht so geil, muss ich darum kämpfen. Das habe ich gelernt. Bestes Beispiel ist „Kanonenfutter“, das fand Roman zum Beispiel total zum kotzen, oder „gegen den Horizont“, den Jan scheiße fand, beide Songs gehören mittlerweile aber zu unseren besten Songs.
Jan: Ja, wir finden die ja mittlerweile auch schön.
6. Wie hat sich euer Musikstil in den Jahren verändert und durch welche Einflüsse?
Franziska: Bei der neuen Platte ist die Musik tatsächlich härter geworden. Auch der Gesang habe ich da so’n bissl angepasst. Aber der Stil an sich hat sich nicht verändert. Wir hatten von Anfang an so eine Mischung von Punk, son bisschen Ska, so’n bisschen Metal, weil Micha eben auch flinke Finger hat und super Soli spielen kann, und meinen Gesang. Wenn man die vier Platten, die wir jetzt haben, nebeneinander legen würde, dann haben wir die ganze Zeit eigentlich nur optimiert. Wir haben das rausgeschmissen, was dann doch einen Ticken zu viel war. Johnnie Rook hat das große Glück von Anfang an einen Stil zu fahren. Wir hatten es nie nötig plötzlich ein Keyboard dazunehmen zu müssen, oder andere krasse Experimente, weil wir dachten, uns verändern müssen. Wir hatten tatsächlich von Anfang an eine Mischung, die uns gefällt und uns repräsentiert.
Micha: Wenn wir unsere erste Platte noch mal aufnehmen würden, und die jetzt direkt mit der Neuen vergleichen würden, würdest du tatsächlich keinen großen Unterschied feststellen.
Jan: Was jetzt nicht heißt, dass das alles gleich klingt. Das drückt einfach aus, dass wir grundsätzlich sehr abwechslungsreich sind und das von Anfang an.
7. Auf Konzerten fällt auf, dass ihr zum Teil ein recht persönliches Verhältnis zu euren Stammfans habt, einige begleiten euch schon seit sehr vielen Jahren. Wer sind eure Fans?
Jan: Rine, Sven, Nicole, Johnny und Melanie und Julian.
Micha: Also, ich wusste ja auch immer nicht, wie viele Fans wir denn haben. Das kriegt man ja immer nicht so mit. Ich hab das jetzt im Zuge der Vorbestellungen zum neuen Album gemerkt. Unsere Fans kommen aus ganz Deutschland. Das hat mich auch sehr gefreut.
Franziska: Wir haben ein sehr persönliches Verhältnis zu unseren Fans, weil wir das so wollen. Wir suchen auch den Kontakt. Manchmal sind auch Leute schon vor dem Konzert da, dann quatschen wir mit ihnen. Ich will auch wissen, wer sie sind und spreche sie an. Auch wenn uns Leute auf Facebook adden, dann kucke ich auch ab und zu nach, wer das ist.
8. Ihr habt vor Weihnachten ein Video auf Youtube hochgeladen, dass euch mit einer Akustikversion zu „Kanonenfutter“ zeigt. Das kam ja ziemlich gut an. Wie wäre es denn mal mit einem Akustikset?
Micha: Ach, das war eher ein Scherz und eine spontane Aktion. Bevor ich mich hinsetze und ein Akustikset mache, das meinen Ansprüchen auch gerecht wird, schreibe ich lieber neue Songs. Und ich seh auch nicht wirklich einen Sinn darin.
Jan: Grundsätzlich sind wir aber für jeden Spaß zu haben und uns für nichts zu schade. Eigentlich ist gar nichts ausgeschlossen.
9. Auf welchen Festivals dürfen wir euch dieses Jahr bewundern und auf welche Konzerte blickt ihr besonders gern zurück?
Micha: Da kann ich noch gar nicht so viel zu sagen, denn das ist grad in Arbeit. Aber fest steht schon Rock am Berg, Hohenlobbense Festival und Kuhstock.
Franziska: Was noch ganz wichtig zu erwähnen wäre, ist unser großes 10jähriges Bandbestehen, das wir groß feiern werden, mit vielen großartigen Bands wie Zaunpfahl, Nordwand, Skin of Tears und die Wallerts. Das wird am 10. Mai im K17 stattfinden und das Ereignis des Jahres, zumindest für uns.