Ich habe es ja schon des öfteren an dieser Stelle geschrieben. Gute Bands müssen nicht immer aus Amiland oder was weiß ich woher kommen. Es gibt sie auch vor deiner Haustüre. So wie etwa ASHBY. Die Mülheimer Truppe hat gerade in Eigenregie ihre erste EP auf den Markt gebracht. Wer auf Prog / Rock Metal mit einer guten Portion Rock steht, sollte den fünfer definitiv mal antesten. Ich traf mich mit Drummer Rik und Keyboarder Joel in dem gemütlichen „Cafe Vienna“. Leider nicht in Wien, sondern in Mülheim.
Marcel: Eure EP trägt den Namen „A Question Never Heard“. Um welche Frage geht es denn? Welche Frage wurde nie gehört?
Joel: Hehe, welche Frage wurde nie gehört? Es ist auf jeden Fall der Titel Song der EP. Geh ich den einen, oder den anderen Weg? Wir als Band waren in einer findungsphase. Machen wir das jetzt mit der Musik oder nicht? Wir beschäftigen uns damit, um professionell zu werden. Bei “Top Of The World Part 1 & 2 „ geht es darum, das man eine Sache aus zwei verschiedenen Perspektiven sehen kann. Auf der einen Seite bist du deinen Weg gegangen, bist glücklich mit dem was du erreicht hast. Auf der anderen Seite merkst du dann aber, das es dennoch der falsche Weg war den du gewählt hast. Ich habe meine Ziele erreicht, aber es hat mir nicht das gegeben, was ich erhofft hatte. “A Question Never Heard“ soll einfach die Frage aufwerfen, was man wirklich will. Also von Herzen. Ich habe das Gefühl, das man sich diese Frage viel zu selten stellt. Also nicht was man so vor hat, sondern das was man WIRKLICH will oder erreichen möchte. Diese Frage sollte man sich selber stellen. Und den Weg dann gehen. Man kann es natürlich auf die Band beziehen, aber jeder Hörer hat seine eigene Interpretation davon.
Rik: Wir wollten ein Konzept haben, was die Vernunft / Glücklich Seite darstellt. So ganz Klischee mäßig. Es soll aber gut verpackt sein. Und nicht nach dem Motto „Verfolge deinen Traum“. Das hat man ja schon wirklich 1000 mal gehört hat.
Marcel: Ihr habt im Booklet ein Zitat des Brasilianischen Schriftstellers Paul Coehlo abgedruckt. Das Zitat stammt aus dem Buch „Der Alchimist“. Das Buch ist von 1988. Warum habt ihr euch gerade für dieses Zitat aus diesem Buch entschieden?
Joel: Jan unser Gitarrist kam mit dieser Idee an. Wir haben uns dann über das Buch und den Inhalt ausgetauscht und fanden, das es einfach gut passt. Wir können es auf uns beziehen und vielleicht kann ja auch der ein oder andere etwas damit anfangen, wenn er es ließt.
Rik: Genau. Wir wollten die EP in ihrer Aussage an sich auch untermalen. Und Jan war direkt klar, daß dieses Zitat sehr gut zu uns passt.
Marcel: Der Bandname ASHBY hat aber nix mit dem Psychater William Ross Ashby zu tun oder?
Joel: Jein haha.
Rik: Es geht ja einfach darum, was der Name ASHBY bedeuten soll. Für uns ist es im Prinzip einfach nur ein Name. So wie der Baum der Baum oder der Schrank ein Schrank ist. Wir wollten einfach einen Namen haben, der durch nichts vorbelastet ist. Diesem Namen wollen wir dann die Bedeutung geben. Wir waren zu Beginn erst im Bereich der Krankheiten unterwegs. Speziell im psychiatrischen Bereich. Namen, welche sich einfach gut anhören. Und das hat am Ende entschieden. Es soll gut und Zeitlos klingen.
Joel: Wir definieren den Namen.Und nicht der Name uns.
Marcel: Kommen wir zu eurer EP. Wenn man den Stuff gehört gehört hat, hat man zig Namen im Kopf. MALMSTEEN,DREAM THEATER oder auch YES. Hinzu kommt aber eine schöne Portion Rock…..
Rik: Also MALMSTEEN auf jeden Fall für unseren Gitarristen Jan. Der hört den und hat auch Solo Alben von ihm. Das ist ein dicker Einfluss von ihm. Vom Sound her auch sicher PINK FLOYD. Er versucht aber dennoch seinen eigenen Klang zu haben bzw. zu finden.
Wir holen uns ja auch Inspiration von den Gruppen die groß sind oder es mal waren wie z. b. YES oder auch DREAM THEATER. Wir stehen auf Bands die versuchen, möglichst viele Ideen in einen Song zu packen. Das ganze soll aber eben nicht wie ein Medley klingen, sondern also Song funktionieren. Die einzelnen Ideen müssen greifen. Man darf einfach nicht merken ob der Song jetzt 10 oder 15 Minuten dauert.
Joel: Es sind aber nicht nur solche Sachen. Unsere Sängerin (Sabina Moser) hört auch sehr viel Jazz. Ich höre auch alles was mir gefällt. Da ist von Metalcore bis hin zur Klassik alles dabei.
Rik: Unser neuer Song dauert z. b. fast 13 Minuten, da merkt man schon, das das ganze anspruchsvoller wird.
Marcel: Bist du denn als Drummer persönlich traurig darüber, das Portnoy bei DT weg ist?
Rik: Klar, der ist ein super Drummer. Aber mein Alltime Favourite ist Gavin Harrison von PORCUPINE TREE. In jeder Hinsicht.
Marcel: Eure Songs sind recht lang. Alleine der Titelsong geht fast an die 11 Minuten Grenze. Wolltet ihr einfach die Spielzeit aufpeppen, hat sich das so ergeben oder war es ein Kompromiss damit jeder seine Ideen unterbringen konnte?
Joel: Jeder von uns hat einfach sehr viele Ideen und die bringen wir natürlich auch mit in den Song ein. Wir diskutieren auch über die Ideen. Dabei kann es schon mal vorkommen, das wir 3-4 Tage an einem Übergang sitzen bzw. arbeiten. Das geht immer hin und her. Aber auf einmal ist der Song dann fertig, dauert 13 Minuten, aber alle sind glücklich damit.
Rik: Wir machen uns auch vorher gar keine Gedanken darüber wie der Song zu klingen hat. Was haben wir an Ideen und wie kommen wir damit weiter? Es muss aber als Song funktionieren. Es darf nicht so klingen, als wäre ein Part nur dran geklatscht.
Joel: Das finde ich ist aber auch das schöne an Progressive Rock bzw. Metal. Man entdeckt immer sehr viel und es wird auch nicht so schnell langweilig. Sogar noch nach langer Zeit.
Marcel: Ihr habt ja mit Sabina Moser eine, logischerweise, weibliche Sängerin am Start. Hat sich das einfach so ergeben oder war das Absicht eine Frau in die Band zu holen?
Rik: Nicht von Beginn an. Der Kern waren eigentlich Jan und ich. Wir hatten auch noch einen anderen Keyboarder und verschiedene Sänger, bevor Sabina zu uns gekommen ist. Es war gar nicht so einfach jemanden zu finden, der eben menschlich als auch musikalisch zu uns passt. Der jenige muss auch einfach bereit sein um etwas für die Band „zu opfern“. Da reicht es einfach nicht, wenn man einmal pro Monat probt. Wir sind dann über mehrere Ecken auf Sabina gestoßen und zu guter letzt kam Joel dann noch hinzu. Wir haben das auch als sehr positiv empfunden, das wir nun eine Sängerin haben. Aber wie gesagt, das war kein muss.
Joel: Sie hat auch eine sehr markante und natürlich auch gute Stimme. Ich bin froh das Sabi eine Rotz Röhre hat haha.
Rik: Es war am Anfang aber gar nicht so leicht Sabi für diesen Prog Sound zu begeistern. Dadurch, das wir aber fast täglich proben, hat es dann dennoch sehr gut funktioniert und sie hat Zugang zu den Songs gefunden.
Marcel: Gerade in Deutschland wird mal ja immer schnell in Schubladen gesteckt. Seht ihr keine Gefahr dadurch direkt immer mit DIE HAPPY, NIGHTWISH oder auch den GUANO APES verglichen zu werden?
Rik: Klar, da gibt es sicher Leute die denken : „Scheiße, schon wieder eine Band mit Sängerin“. Die wollen jetzt auch einen auf NIGHTWISH machen. Aber das sind eben die üblichen Vorurteile. Wenn man unsere Songs dann hört, merkt man ganz schnell, das es eben nicht in diese Schiene rein geht.
Marcel: Wo wir gerade bei den GUANO APES sind. Ihr habt in den Horus Sound Studios in Hannover aufgenommen, welches Henning , dem Gitarristen von den GUANO APES gehört. Wie seid ihr auf das Studio gekommen?
Joel: Gehören tut das dem Frank Bornemann von ELOY. Der Henning ist da glaube ich nur für die Geschäfte zuständig. Wir haben uns einfach verschiedene Studios angeschaut und sind auch dort hin gefahren. Wir haben uns von Beginn an gut mit ihm verstanden. Wir haben uns über die Songs ausgetauscht und er hat uns auch wirklich sehr gut unterstützt. Zumal das Studio auch sehr gut ausgestattet ist mit gutem Equipment.
Rik: Bei der Vorbesprechung hingen in seinem Büro auch die ganzen Goldenen Schallplatten. Wie z. b. von den GUANO APES. Das ist natürlich schon imposant. Und da merkt man auch, das das nicht eben irgendeine Adresse ist. Und ihm gefiel es einfach was wir gemacht haben. Das wir mutig sind und auch längere Songs schreiben. Und nicht nur Songs für` s Radio komponieren. So hat sich das dann einfach entwickelt. Jan hat natürlich im Vorfeld schon überlegt, welches Studio denn passen könnte. Und die Sache mit Frank Bornemann passte, aufgrund seiner Band ELOY, dann auch sehr gut. Wir waren dann eine Woche da und es war eine sehr coole Zeit.
Marcel: Und nach der EP ist ja bekanntlich vor dem Album…..
Joel: Wir werden jetzt noch ein paar Konzerte spielen und uns danach auf das neue Album konzentrieren. Zudem arbeiten wir an unserer Homepage und wollen dort auch einen Shop unterbringen. Also auch an Merch arbeiten.
Rik: Genau. Das nächste Ziel ist natürlich das neue Album. Und das soll natürlich, so gut wie es eben geht auch publiziert werden. Vielleicht sogar auf einem Label…..
Wer die Band einmal Live antesten will, hat am 20.12.2013 im Resonanzwerk in Oberhausen, die Möglichkeit dazu.
Marcel
https://de-de.facebook.com/ashbyofficial