Talco konnten auch bei uns mit ihrem Live Album zum 10-jährigen Jubiläum punkten und wir nahmen dieses Album zum Anlass, der Band ein paar Fragen zu stellen.
Warum ein Live-Album?
Wir denken, das ist der beste Weg unser 10-jähriges Jubiläum zu feiern. Es wäre nicht dasselbe mit einem Best-Of oder einer B-Seiten-Sammlung gewesen. Und außerdem trete ich alle B-Seiten nach einer Albenveröffentlichung in die Tonne. Wir spielen live all die Songs die wir lieben, die uns all die Jahre auf Tour begleitet haben. Außerdem bin ich von der DVD-Doku sehr begeistert. Sie beschreibt sehr gut, was wir gemacht haben. Und es bringt die Fans näher an die Band. Sie waren diejenigen, die dieses Projekt wachsen ließen und zu dem gemacht haben, was es heute ist. Unsere Shows und die Beziehung zu den Leuten sind die Konstanten all dieser Jahre. Das war unser Grund für dieses Live und Doku-Album.
Wie und warum habt ihr die Songs des Albums ausgewählt?
Es war eine natürliche Auslese und die Suche nach einem Kompromiss zwischen eigenen Favoriten und denen des Publikums. Es wurde eine Auswahl aus dem Bauch heraus, ohne großes Nachdenken. Wir wollten jedoch auch jedes Album vertreten haben. So vielen manche Songs heraus, aber nicht der Qualität wegen. Es wurden einfach zu viele. Ich denke das Resultat vermittelt unsere Absichten sehr gut.
10 Jahre sind eine lange Zeit. Was waren die Highlights? Und was die Lowlights?
Es gab wirklich eine Vielzahl an Höhepunkten, die wir auch auf der DVD beschreiben: Unsere erste große Show bei der Punkitalia 2005 in Berlin, mit der alles begann. Die erste ausverkaufte Headlinetour. Die 100 Jahre FC St. Pauli Stadionparty. Das Baskenland. Die großen Festivals. Die Aufnahmen zu Gran Gala. Japan. Russland… viele, viele unauslöschliche Erinnerungen!
Was die negativen Erinnerungen anbelangt, ich würde sagen, das war 2007, als die Band kurz davor stand sich aufzulösen. Manche wollten zu viel und zu schnell. Seit 2008 stimmt die Chemie zwischen denen die blieben. Wir realisierten, dass dies erst der Anfang war und wir mit Enthusiasmus und Freude weiterarbeiten müssen. Und wir sind immer noch da. Glücklich mit unseren Entscheidungen.
Festivals in Spanien, Frankreich, Russland, der Schweiz und auf dem Balkan, sogar in Japan. Ihr seid überall begehrt, nur was ist mit Italien?
Es ist wirklich sehr, sehr schwer. Es gibt keine Leistungsgesellschaft. Die Menschen folgen der Mode und die Medien promoten Bands, die nicht authentisch sind. Veranstalter wissen nicht mit aufstrebenden Künstlern umzugehen. Es gibt viele persönliche Interessen und es ist sehr schwer sich eine musikalische Karriere zu erarbeiten. Italien ist kein guter Ort für Musik. Leider. Und die Italiener realisieren das oftmals nicht einmal. Wenn wir versuchen ein Konzert auf die Beine zu stellen, ist die Organisation immer schrecklich. Viele Male hängt kein einziges Poster in der Stadt, oder das Konzert wird erst am Vortag im Internet angekündigt. Richtig scheiße.
Was mich froh stimmt ist, dass es uns ab und zu gelingt eine gute Show in Italien zu bekommen, und das kann man auch am Publikum sehen. Nur bleibt dies meist ein Einzelfall. Denn jeder ist sich selbst der nächste, selbst diejenigen in der Szene, die uns näher stehen. Es gibt keine neuen Bands in Italien. Nur Reunions der gleichen, alten Bands. Die gleichen, alten Shows. Wir können das einfach nicht mehr ab.
Wir werden beschuldigt Italien nicht zu beachten, aber tatsächlich versuchen wir es jedes Jahr und werden letztendlich desillusioniert. Wir wurden müde es ständig ergebnislos zu versuchen. Aber Europa ist groß und wir erreichen sogar neue Gegenden wie Russland, Japan und Südamerika.
Was kommt nach dem Live-Album? Gibt es schon Pläne für ein neues Studioalbum?
Nach dem Live-Album? Ein neues Album! Da gibt es nichts zu verheimlichen. Es gibt schon viele neue Songs und nun ist es an der Zeit sie zu sortieren und an neues Projekt zudenken. Ich habe viele Ideen für Konzepte – für uns Cinephile, Liebhabern von Trilogien, wir dies der Schlussakt der Serie, welche mit La Cretina Commedia (Die Vergangenheit erscheint durch die Gegenwart) begann, gefolgt von Gran Gala (die sündhafte Gegenwart in der wir leben). Die Geschichte wird viele Themen haben, die wir mögen und die man auch in den anderen Alben finden kann. Aber es wird mehr Platz für Dinge bleiben, die wir in der Vergangenheit zurückgelassen haben. Es wird sehr herausfordernd als Konzeptalbum, auch musikalisch. Doch es bleibt das Talco-Motto: Punk-chanka!