Fahnenflucht – Weiter Weiter CD/LP/digital (11.05.2021)

(Aggressive Punk Produktionen)
Fahnenflucht sind wieder da. Fünf Jahre nach der letzten Lp „Angst und Empathie“ kommen die Herren mit einer neuen Platte um die Ecke. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, sowohl für die Band, als auch für das, was auf dieser Welt passiert. Die Band hat zwischenzeitlich eine Auszeit genommen, eine neuen Gitarristen an Bord geholt und Kraft getankt. Was in der Zeit in unserer Gesellschaft schief lief, das bekommen wir jetzt auf „Weiter, Weiter“ vorgehalten.

Los geht’s mit dem wütenden Opener „Welt“, der gleich in die Vollen geht und aufzeigt, was auf unserem Planeten falsch läuft. Klimawandel, Umweltverschmutzung etc. „Der Planet wird sich auch ohne uns drehen“. Richtig, aber vorher machen wir ihm den Garaus. „Was für eine Welt wollt ihr denn haben?“ Gute Frage und wenn es so weitergeht wie bisher, wohl eine tote…

Luftholen ist danach nicht. „Bewegung“ knallt dir genauso in die Magengrube. Der Song lässt mich von der Intention her an Cor denken, was ja nichts Schlechtes ist, er rüttelt auf, fordert Handeln.

„Kein Teil“ passt auf die Querdenken, Coronaleugner, Rechtsfraktion wie die Faust aufs Auge und ist die richtig Antwort auf deren „Wir sind das Volk“ Geblubber. Und weil der Hammer gerade so schön kreist, gibt es mit „Vater unser“ direkt wieder was vor den Latz.

Nach den ersten vier wütenden Songs, kommt mit „Energie“ etwas Melancholie auf, das Tempo wird gedrosselt und es klingt etwas wehmütig. Kommt gut und lässt Zeit zum Nachdenken und Luft holen, bevor es mit „Satt“ wieder in die Vollen geht. „Ich hab es satt zu sehen, wie alles vor die Hunde geht“. Nachvollziehbar und mehr muß da nicht gesagt werden.

„Misanthrop“ beginnt als Reggae Nummer und endet als düstere Halbballade, also endlich ein Lichtblick, was positives? Vergiß es, der Text steht im Gegensatz zum Sound und zeigt, was für ein mieses Wesen der Mensch ist/sein kann.

„Alte Lieder“ warnt vor der Wiederholung alter Fehler, die in Deutschland im letzten Jahrhundert passiert sind und vor den immer gleichen Parolen, mit denen die Ewiggestrigen versuchen wieder Fuß zu fassen.

„Serotonin“ sticht auf der zweiten Albumhälfte hervor, da es auch eher ruhig ist und auch einen aufmunternden Text hat, der an dein Selbstwertgefühl appelliert.

„Träume in Beton“ versprüht dagegen wieder eine Art Hoffnungslosigkeit. Das abschließende „Trümmer“ ist der passende Abgesang. Fahnenflucht hinterlassen mit „Weiter weiter“ wirklich ein Trümmerfeld, sowohl durch musikalischen Abriß als auch auf emotionaler Ebene, da man diesen Spiegel der Gesellschaft, der einem da vorgehalten wird, erst einmal verarbeiten muß. Ist schon heftig, wie kacke der Mensch sein kann.

Fahnenflucht haben hier definitiv ein Jahreshighlight in Sachen deutschsprachigen Punks hingelegt, das schwer sein wird zu toppen. Textlich direkt und deutlich und musikalisch knallhart mit einer super druckvollen Produktion, Gitarren und Schlagzeug klingen richtig fett und die immer vorhandene Metal kante passt gut in den Sound. Richtig, richtig gute Scheibe.1 ROLAND

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