FOX RIVER INTERVIEW (28.07.2013)

Mindestens einmal im Jahr zieht es uns nach Herne zum Labelfestival von Mad Drunken Monkey Records. Ein recht kleines aber dafür mit umso interessantere Veröffentlichungen glänzendes Label das sich für dieses Jahr etwas besonderes einfallen lassen hat. Das Labelfestival war dieses Jahr gleichzeitig der Releasetermin des Albums von Fox River & The Hired Guns und jeder Gast des Festivals bekam beim Eintritt die neueste Veröffentlichung des Labels gratis dazu! Das nenne ich Nähe zum Publikum!! Grund genug also um mal genauer nachzuhaken was es mit Fox River & The Hired Guns eigentlich auf sich hat!

chris solingen (Klein)Hallo Chris, schön das wir uns auf dem Mad Drunken Monkey Festival direkt mal persönlich kennengelernt haben. Aufgrund meiner Arbeit habe ich leider euren Auftritt nicht sehen können. War das jetzt der erste Auftritt mit Fox River & The Hired Guns und wie waren die Reaktionen bzw. haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Chris:Hey Daniel. Der Auftritt war total super und hat unsere Erwartungen weit übertroffen! Die Leute haben uns sehr gut angenommen und wir hatten einen riesen Spaß! Die Jungs in der Band sind ja alles gute Kumpels und Freunde von mir, da macht es doppelt Spaß, auf der Bühne zu stehen. Außerdem ist es einfach wunderbar, wenn man ein Album rausgebracht hat, sein Schätzchen den Leuten endlich live präsentieren zu können! Das Festival Line-Up war auch total super und es war großartig unsere Freunde von den Peacocks mal wieder zu treffen. Bernd hat echt einen super Abend mit seinem Festival auf die Beine gestellt!

Wer steckt denn genau hinter Fox River & The Hired Guns? Den meisten dürftest du ja bis jetzt eher unter deiner anderen Band den Sewer Rats bekannt sein. Warum noch eine weitere Band?

Chris: Also hinter Fox River & The Hired Guns stecken vor allem ich und mein Kumpel Julian von den Blackberries aus Solingen. Nachdem wir 2010 die Drunken Calling mit den Sewer Rats bei Bernd rausgebracht hatten, hat er micht gefragt, ob ich nicht Bock hätte, ein Country-Solo-Album bei ihm zu machen. Er wusst, wie sehr ich auf Hank Williams, Johnny Cash & Mike Ness Country Platten stehe und rannte daher bei mir offene Türen ein. Ich war sofort begeistert von der Idee und verbündete mich für die Sache mit Julian, in dessen Studio in Solingen wir dann das Album größtenteils aufgenommen haben, der Rest entstand im Boneshaker Studio von Puck in Berlin Kreuzberg. Wir haben dann noch einige coole Gastmusiker eingeladen: mein Bro Puck Lensing von den Frantic Flintstones spielt Kontrabass, Pascal Briggs steuert Leadvocals bei und die bezaubenrde Diane Summer singt zwei Country-Stücke mit mir im Duett, das Titelstück der Platte „The Coldest Heart“ sowie den Hank Williams Song „I Saw The Light“. Ich bin total glücklich mit den Aufnahmen und stolz daruf, was für eine ehrliche und handgemachte Platte wir da alle zusammen an de Start gebracht haben!

Johnny Cash und June Carter waren auch meine ersten Gedanken bei den Duetts mit Diane Summer, wobei das allerdings auch nur bei den beiden Songs zutrifft. Ein bisschen Rockabilly ist ja gerade beim Song „Fox River Boogie“ auch mit an Bord und „Passing Through“ hat sogar einen leicht folkigen Touch. Würdest du „The Coldest Heart“ im gesamten als reines Country-Album bezeichnen?

Chris: Dass du bei unseren Duetts „The Coldest Heart“ und „I Saw The Light“ an Johnny und June denken musstest, nehme ich als Kompliment! Ich würde das Album im Ganzen als Mix aus Country, Folk, Singer-Songwriter und Rockabilly bezeichnen, also alles ehrliche einfache Roots Musik, wie es sie schon vor mehr als 80 Jahren gab.

IMG_6693 (Klein)Country ist für Deutschland eher eine relativ untypische Musik. Aufgrund deiner anderen Band den Sewer Rats gehe ich mal davon aus das du eher einen Punkrock-Background hast. In den letzten Jahren ist immer mal wieder die ein oder andere Country-Scheibe aus der Punkrockszene aufgetaucht. Ich denke da beispielsweise an die Solo-Scheibe des Bad Religion Sängers oder auch die Solo-Sachen von Sarah Blackwood. Wo ist für dich der überspringende Punkt zwischen Punkrock und Country und wieso hat Country mittlerweile auch in Deutschland eine feste Fangemeinde?

Chris: Du hast Recht, viele in Deutschland assoziieren mit Country wohl eher Cowboy und Indianer filme und Latzhosen oder Lucky Luke. Aber Country ist ja in den USA entstanden und das waren da dann europäische Auswanderer, die das gestartet haben, darunter ja auch viele Deutsche. Also so untypisch ist Country generell für uns gar nicht, haha. Ich habe auf jeden Fall einen starken Punkrock.Background, habe aber schon immer ohne Scheuklappen viele Arten von Musik ausgecheckt und gehört. Und Country und Rockabilly ist eben einfach Roots Musik, ohne die es Punkrock nie gegeben hätte. Was ich an Country so schätze sind die guten Melodien und die Einfachheit der Musik, ohne dabei langweilig zu sein. Machnmal ist eben weniger mehr und es ist viel schwieriger, einen guten Song mit nur 2 Akkorden zu schreiben, als einen mit 4 Akkorden. Diese schöne Einfachheit und simple Ehrlichkeit und Eingängigkeit sehe ich auf jeden Fall als überspringenden Punkt zwischen Country und Punk. Außerdem hätte es Punkrock ohne Country wohl nie gegeben. Man sollte also auf jeden Fall seine Wurzeln kennen.

Einige der Songs auf „The Coldest Heart“ haben einen ernsten und persönlichen Hintergrund. Basiert das alles auf eigenen Erfahrungen und wer schreibt die Texte bei euch, bzw. wie entsteht überhaupt ein Song bei Fox River?

Chris: Die meisten Songs und Texte der Platte stammen von mir, nur „Passing Through“, „I Wrote You A Song“ und „Fox River Boogie“ sind von meinem guten Freund Julian, mit dem ich Fox River & The Hired Guns zusammen gestartet habe und der ansonsten bei der Solinger Rock N Roll Band The Blackberries spielt. Meine Songs basieren meistens auf meinen persönliche Erfahrungen und die Lyrics sind folglich auch oft sehr persönlich. Dabei entstehen sowohl die Musik als auch die Texte zumeist nicht geplant, sondern die Inspiration findet mich und die Idee flieht mir irgendwie zu, in der Bahn, im Supermarkt, in der Kneipe, in der Uni. Ich habe daher überall wo ich bin ein Aufnahmegerät dabei, um meine Einfälle dann festhalten zu können.

Wie geht es denn jetzt nach der Veröffentlichung des Albums mit Fox River weiter? Sind schon weitere Konzerte in Planung?

Chris: Im Moment freuen wir uns gerade über das tolle Feedback, das wir für das Album bekommen! Die Rückmeldungen sind wirklich durchweg positiv, was uns natürlich unheimlich freut, da wir wirklich sehr viel Blut, Schweiss und Tränen in das Album gesteckt haben. Aber wir sind natürlich auch fleißig dabei, weitere Konzerte zu planen. Die Releaseshow in Herne hat unglaublich viel Spaß gemacht. Die konkreten Dates kann man dann auf unserer facebook Seite checken!

Kommen wir mal auf deine andere Band zu sprechen. Die Sewer Rats waren jetzt für drei Wochen in China unterwegs. Wie kam es dazu?

IMG_6733 (Klein)Chris: Wir bekamen von einer Chinesischen Agentur das Angebot, 3 Wochen in China auf Tour zu gehen. Da haben wir natürlich nicht lange gefackelt, sondern zugesagt! Es war ein riesengroßes Abenteuer für uns und eine unglaubliche Erfahrung. Die Tour war echt ein Highlight für uns alle. Wir haben 15 Konzerte insgesamt gespielt, davon auch 2 Festivalshows auf richtig großen Festivals, so 80,000+ Dinger. Das war schon richtig geil! Einen genauen Tourbericht, geschrieben von Dynamite-Schreiber Frank Keil, der uns auch die ganze Tour begleitet hat, gibts übrigens im aktuellen Dynamite!

Wie kann ich mir denn als Europäer eine Show in China vorstellen? 80.000 ist definitiv eine verdammt hohe Hausnummer. Waren das reine Punk-Festivals und wie sieht der Unterschied zur Szene in China aus?

 Chris: Also ein Hauptunterschied bei Clubshows aus Bandperspektive ist, dass alle Clubs eine Backline vor Ort besitzen, das heißt man muss als Band nur Gitarren, Bass und Drumsticks mitbringen. Sehr angenehm! Dadurch ist es auch möglich, in China per Zug zu touren. Anders wären die krassen Entfernungen auch nur schwer zu meistern! Mal eben 1300 km zur nächsten Show geht eben am Besten per Hochgeschwingigkeitszug, der 350 Sachen fährt. Die Festivals dort waren echt krass! Bei den Clubshows kamen zu uns so im Schnitt um die 100 Leute, was echt OK ist. Aber bei den Festivals haben wir dann mal eben vor einigen Tausend gezockt, das war schon ein echt krasses Gefühl! Es gibt in China eine kleine aber feine Punkrock Szene und aktive Städte sind Wuhan (hier kommt die älteste Punkband Chinas mit Namen SMZB her), Shanghai und natürlich Beijing, wo Gum Bleed und Rolling Bowling zu Hause sind. Letztere sind Chinas einzige Billy-Band! Die Leute waren alle total freundlich und hilfsbereit zu uns und sehr sehr interessiert! Alles in allem hatten wir eine richtig gute Zeit dort!

Wie reagiert den der normale Bürger in China wenn in seiner Stadt ein Punk-Konzert statt findet oder eine Horde Psychobillys bzw. Rock’n’Roller durch die City flanieren?

Chris: Also in den kleineren  Städten – für chinesische Verhältnisse ist 4 Millionen nicht besonders viel – da ging es schon gut rund, wenn wir die Strasse lang gelaufen sind: Die Leute machen versteckt Photos von einem, zeigen mit dem Finger uns sind ganz aufgeregt. Manche fragen dann auch mit Händen und Füßen, ob sie ein Photo mit einem machen können. Haben wir natürlich immer gern gemacht! In Städten wie Beijing und Shanghai sind die Leute gelassener, die haben dort schon viel gesehen, da ist man als Punk Rocker nicht mehr so was furchtbar exotisches.

Hört sich ja alles in allem sehr interessant an. Ich denke nicht jede Band wird die Möglichkeit bekommen dort zu spielen. Wie geht es denn jetzt mit den Sewer Rats weiter, bzw. was ist da in Planung?

IMG_6804 (Klein)Chris: Wir spielen mit den Sewer Rats jetzt noch ein paar Festivals und sind an sonsten fleißig dabei, Songs für das neue Album zu schreiben und Demos aufzunehmen. Geplant ist eine Veröffentlichung Anfang 2014. Des Weiteren ist eine US-Tour in Planung und sogar für ein paar chinesische Festivals haben wir schon Anfragen bekommen. 2014 wird wild!

Ich danke dir fürs beantworten der Fragen! Hast du noch ein paar Worte für die Leser von Crazy United?

Chris: Wenn ihr in Wuhan seid, geht ins „Wuhan Prison“ (beste Punkrock Bar Chinas!), wenn ihr Hunger habt zieht euch tierisch scharfen Tofu mit Bohnen beim Straßenfressbuden-Typ meines Vertrauens direkt davor rein und bei Durst hilft zu jeder Tageszeit Tsingtao!China ist großartig, checkt das aus!

DANIEL