Eigentlich ist es mir ja recht egal, was der Flyer des Punk & Disorderly Festival so über das Line-up erzählt. Da dieses Jahr aber doch ein recht gutes Line-up versprochen wurde, bin ich noch ein ganzes Stück mehr voller Vorfreude als sonst, als ich vor meiner Haustüre stehe und darauf warte, dass meine Begleiterin Katrin endlich bei mir auftaucht. Kurz bevor ich nervös werde, kann dann aber die Reise endlich losgehen – zumindest zum Hauptbahnhof. Dort angekommen wird unsere kleine Reisegesellschaft sogar noch etwas größer, da wir Samson auf unserem Gleis treffen und auch im gleichen Wagen unsere Sitzplätze reserviert haben. Wir nehmen also an unserem Tisch Platz, packen die ersten Biere aus und genießen die Fahrt gen Berlin, bei dem ein oder anderen netten Gespräch. In Anbetracht des hier zu verfassenden Berichtes, erscheint es vollkommen langweilig, dass wir sogar etwas zu früh am Berliner Hauptbahnhof ankommen. Mit der S-Bahn zur Wahrschauer Straße, ein paar Meter laufen und schon öffnet uns das Hops & Barley die Tür und wir werden zu unserer Wohnung gebracht. Eine kurze Pause und eine Pizza später machen wir uns auf den Weg zum Astra und gehören damit zu den ersten Gästen überhaupt. Der Fotopass liegt wie versprochen bereit und die Zapfhähne sind auch schon angeschlossen: Es kann also losgehen!
Zuerst fällt mal auf, dass man hier mit Deutsch nicht besonders weit kommt. Sämtliche bisher anwesenden Gäste sprechen irgendwelche Fremdsprachen und auch die junge Dame hinter der Theke erklärt mir, trotz Bestellung auf Deutsch, das Pfandsystem auf Englisch! Na ja… Thanks! Da das Wetter bisher nicht wirklich zum Verweilen im Biergarten einlädt, inspizieren wir erst mal das Astra und schauen, ob noch alles an den gewohnten Plätzen ist. Die Bühne ist es auf jeden Fall und die wird nun von Louise Distras betreten. Die Luise gefiel mir allerdings im Essener Anyway deutlich besser, denn irgendwie ist ihr Gesang sehr laut und da die junge Dame doch ein recht kräftiges Sangesorgan hat, klingeln einem zwischendurch ganz heftig die Ohren. Schade! Ein Bier später betreten Middle Finger Salute die Bühne und spielen guten und melodiösen Punkrock. Langsam wird auch die Halle etwas voller und weder mich noch die umstehenden Gäste scheint die Band zu langweilen. Gefällt mir! Mittlerweile sind auch noch mehr bekannte Gesichter eingetroffen und somit ist alles vorbereitet, um bei Booze & Glory das erste Mal richtig zu feiern. Das wird auch vom Publikum von Anfang an getan, nur ich gehe erst mal in den Graben um ein paar Fotos zu machen. Zurück bei den Anderen kann ich nun auch den Auftritt der London Skinhead Crew ordentlich mitfeiern. Die Halle ist mittlerweile ordentlich gefüllt und die Party vor der Bühne wird immer besser. Gute Bands auf Festivals haben meistens ein Problem: Egal wie lange sie spielen, sie spielen immer zu kurz! So ist das dann leider auch wieder bei Booze & Glory. Kurz zu dem netten Herrn am Backstagebierstand und weiter geht es mit den Varukers. Die knüpfen gleich mal an den Auftritt ihrer Vorgänger an und auch vor der Bühne geht die Party weiter. Ich hab die Band ja nun schon das ein oder andere Mal gesehen, aber selten hat mir ein Auftritt so gut gefallen und die alten Herren nehmen die Bühne ordentlich auseinander. Pausen werden ja grundsätzlich mal vollkommen überbewertet und somit geht es gleich mit Toxpack weiter! Vor mir die wie immer großartigen Toxpacker und hinter mir ein verdammt ordentlicher Backgroundchor aus dem Publikum. Ein geiles Set, großartige Stimmung im Publikum und viel Spaß auf der Bühne – das beschreibt eigentlich alles Notwendige von dem, was man verpasst hat, wenn man nicht dabei war. Argy Bargy gefallen mir dann etwas weniger als sonst, wobei das wirklich jammern auf hohem Niveau ist. Nach 3 großartigen Bands in Folge, braucht die Begeisterung vielleicht einfach etwas Pause. Und gut ist der Auftritt trotzdem. Besonders die Songs von ihrem (wirklich großartigen) neuen Album gefallen mir dann doch sehr gut. Nee, eigentlich bin ich auch hiermit rundum zufrieden. Das restliche Publikum scheint meine leichte Skepsis übrigens auch nicht zu teilen, denn auch hier geht die Party unvermindert weiter. Macht es eigentlich Sinn, jetzt noch etwas vom Lokalmatadore-Auftritt zu erzählen? Meine Auffassungsgabe hat auf jeden Fall schon stark gelitten, aber ich glaube, er ist ganz gut und so ca. 3-5 Leute feiern auch mit! Haha! Ich frage mich allerdings so langsam warum mein Hals anfängt wehzutun…. Ziemlich fertig, ordentlich betrunken und zusätzlich auch noch mal von außen komplett in Bier eingeweicht endet der erste Abend mit dem natürlich großartigen Auftritt der Lokalmatadore. Und der Abend endet wirklich…. Vielleicht auch besser so!
Japp, wirklich besser so! Samstagmorgen, mir geht es gut und selbst das Gute-Nacht-Bier, das wir uns auf dem Nachhauseweg noch geholt haben, steht noch ungeöffnet auf meinem Nachttischchen. Grund genug, erstmal zum nächsten Supermarkt zu stapfen und mit Bier, Cider, Kirsch und Hot Dogs wieder zurückzukommen. Nach einer ordentlichen Runde Faulenzerei geht der Tag dann im Hops & Barley bei Bundesliga und dem leckeren selbstgebrauten Bier los. Passend zum Bayern-Sieg gibt es dann im Restaurant nebenan Allgäuer Käsespätzle und Almdudler! Lecker! Ein ehemaliger Klassenkamerad von Katrin ist auch eingetroffen, muss uns allerdings recht schnell wieder verlassen (bzw. wir ihn) denn am Astra ist bereits eine Viertelstunde nach Öffnung der Kassen alles weg, was zum Einlass berechtigt. Cock Sparrer halt! Rein, Bier, Prost und es kann wieder losgehen.
Heute eröffnen die City Saints den Abend und spielen sehr guten Rock’n’Roll-Punk, ohne dabei irgendwelche vermeintlichen Rockstarklischees zu erfüllen. Ich stelle irgendwie gerade fest, dass es sich zu lohnen scheint, in alle Bands mal reinzuhören. Nach der obligatorischen kurzen Umbaupause legen Foreign Legion los. Die haben mir schon in der Punkeria Ruhrort sehr gut gefallen und das tun sie auch an diesem Abend. Als nächstes sind Deadline an der Reihe und machen auch mal wieder richtig viel Spaß. Ein gutes Set und ordentlich Stimmung in der Halle lassen auch diesen Auftritt sehr schnell vorbeigehen. Auch an diesem Abend geht es wieder Schlag auf Schlag und somit ertönt nach meiner Wiederkehr vom Bierholen auch schon „You never walk alone“ als Intro für Discipline. Ich war doch reichlich gespannt, wie die Band wohl mit neuem Sänger sein wird. Vom Auftritt in Hamburg habe ich leider nicht viel mitbekommen. Direkt beim ersten Lied wird klar, dass Discipline einen sehr guten neuen Sänger gefunden haben, dessen Gesang nahtlos an den des alten Sängers anschließt. Das Publikum scheint ähnlich abwartend wie ich eingestellt zu sein, taut aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auf und es geht nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne ordentlich zur Sache. Band und Publikum scheinen richtig viel Spaß an diesem Auftritt zu haben, denn es wird ordentlich gefeiert und viel mitgesungen. Auch Melanie von Still Standing (ehm. MSA) lässt es sich nicht nehmen auf der Bühne mitzusingen. Ich bin jedenfalls auch mehr als begeistert und freue mich schon auf die nächsten Auftritte. Weiter geht der Partymarathon dann mit Buster Shuffle. Wieder ein großartiger Auftritt, verdammt gute Musik, viel Getanze und einfach nur Spaß ohne Ende. Mh, natürlich gibt es doch ein Ende und danach einen Anfang und zwar vom Infa Riot Auftritt. Bei weitem nicht so langweilig wie in Amsterdam aber irgendwie auch diesmal nicht so wirklich überzeugend für mich. Mit dieser Meinung scheine ich aber recht allein dazustehen, denn vor der Bühne wird wieder ordentlich gefeiert und mitgesungen. Auch auf der Bühne scheint man sehr viel Spaß an dem Auftritt zu haben.
Im Anschluss gibt es dann doch mal eine etwas längere Pause. Technische Probleme auf der Bühne, eine immer voller und heißer werdende Halle sowie die Vorfreude auf Cock Sparrer lassen die ca. 30 Minuten-Verspätung unerträglich lange erscheinen. Irgendwann beginnt dann aber doch das altbekannte Intro und direkt darauf eine gewohnt überwältigende Party durch die gesamte Halle. Es jagt einem schon eine ordentliche Gänsehaut ein, die alten Herren mit soviel Spaß auf der Bühne zu sehen und hinter einem den Gesang des gesamten Astras zu hören. Die Halle ist wie vor 2 Jahren bis zur letzten Ecke gefüllt und so komme ich mit meinen 2 Bieren ca. 2 Meter weit in die Halle rein, drehe wieder um und trinke mein Bier vor der Bühne, während das andere vorsichtshalber vom Security am Backstageeingang „konfisziert“ wird! Prooost! Davor, danach und währenddessen gibt es fast 1 ½ Stunden großartigen Punkrock von Cock Sparrer und zum Ende hin habe ich das Gefühl, dass ich nur noch meine Lippen bewege und kein Ton mehr aus meinem Mund kommt. Wenn auch mit wenig Stimme, so bin ich diesmal doch in der Lage und Willens den Abend noch nicht zu beenden. Es geht also weiter zur Wilden 13, die schon gut gefüllt ist als wir dort ankommen. Da des Kaisers Musikauswahl allerdings nicht unseren zur Stimmung passenden Musikgeschmack trifft, zieht es uns weiter in Paule’s Metal Eck (Ja ich weiß – bestimmt nicht besser!!! Anm. des guten Musikgeschmacks in mir)! Immerhin können hier meine Mitfeiernden Ficken ohne Ende…. trinken! (Eine sehr einfache aber wirklich großartige Marketingstrategie! Respekt! Anm. des Betriebswirtes in mir) So, da ich so langsam Erinnerungslücken aufweise, beende ich den Tag / die Nacht jetzt mal!
Tag 3 beginnt wie der Vortag… nur mit mehr Kater, ohne einkaufen und mit Döner statt Hot Dogs. Dafür ist recht schnell der Hit zum Tag gefunden: „Titten raus, es ist Frühling“! Wenn auch etwas schwerfällig, sorgt das geile Wetter vor der Tür dafür, dass wir uns doch recht schnell ausgehfein machen und uns beim Inder um die Ecke das erste Bier bzw. den ersten Cocktail des Tages gönnen. Anschließend geht es wieder zum Hops & Barley, wo wir abermals leckeres Bier bekommen und viel Spaß haben, zumindest solange wir vor der Tür in der Sonne stehen. (Wer ist eigentlich Stuttgart??) Noch’n Happen für den Magen und ab geht es zum letzten Teil dieses Festivals. Heute beginnen die Soifass den Abend und die gefallen mir überhaupt nicht. Somit bleibt wenigstens Zeit, die letzten Sonnenstrahlen noch zu genießen. On The Job machen dafür aber wieder richtig viel Spaß. Super Songs, gute Musik und auch noch ausreichend Stimmung für die frühe Stunde und das generell dezimierte Publikum an diesem Festivalsonntag. Heute geht es etwas entspannter zu und es werden einem mehr Pausen gegönnt aber erst mal betreten Oxo86 die Bühne und sorgen (Cock Sparrer spielen außer Konkurrenz) für das absolute Highlight des Festivals. Einfach nur geil, was die Truppe da auf der Bühne veranstaltet und die Halle feiert bis zum letzten Mann und auch zur letzten Frau mit. Großartige Songs, witzige Ansagen und einfach nur Partyyyyyy! Meine Stimme verabschiedet sich nun annähernd komplett und ich hoffe, dass ich noch genügend Halsschmerztabletten in meinem Koffer habe. Mehr, häufiger, länger! Bei Mark Foggo baue ich dann mal eine kurze Erholungspause in den Abend ein und schaue mir erst eine Weile das Set von vor der Bühne an, um dann hinaus in den gut gefüllten Biergarten zu gehen. Es macht zwar Spaß dem alten Herrn auf der Bühne zuzuschauen, aber irgendwie ist mir das dann doch zu zappelig, was die Band da insgesamt veranstaltet. Draußen hab ich dann auch endlich mal Zeit mich etwas länger mit ein paar bekannten Gesichtern, besonders mit Chris von Gimp Fist, zu unterhalten. Die Zeit vergeht also auch hier recht schnell und schon geht es wieder ab vor die Bühne, denn der schönste Mann der Oi!-Musik betritt die selbige! Diese wird dann kurz darauf auch gleich mal wieder abgerissen und erlebt einen richtig geilen Auftritt von Last Resort. Wieder wird vor der Bühne gefeiert und mitgegröhlt bis der Arzt kommt und bei mir wird dieser langsam wirklich notwendig. Es macht einfach nur Spaß den Last Resortern zuzuschauen und immer wieder auch neue Lieder zu hören, die einfach perfekt zu den alten Hits passen. Anschließend beschränke ich mich darauf meine Stimme mit Bier zu ölen, denn Exploited brauch ich nun wirklich nicht und werfe nur zwischendurch mal ein paar Blicke nach vorne. Danke, wo trinken wir jetzt weiter? Die Wahl fällt noch mal auf Paule’s Metal Eck. Während die Einen dort Türme mit Ficken-Flaschen bauen und die Anderen sich mit Singen die Zeit vertreiben, stellen wieder Andere fest, dass doch schon Musik läuft (und sind beleidigt, wenn man ihnen sagt, dass sie dann doch bitte auch gute Musik anmachen sollen!)!! Na ja… wird wohl Zeit fürs Bett!
Und schon haben wir wieder Montag und das Wochenende ist Geschichte. Wenigstens gilt das nicht für das schöne Wetter und so verbringen wir die Zeit bis zur geplanten Abfahrt unseres Zuges vor dem Hauptbahnhof in einem Liegestuhl und genießen die Sonne. Die Bahn hat bei diesem Wetter auch keine Lust zu arbeiten und kommt 3 x 10 Minuten und 2 x 15 Minuten später (jeweils 10 Minuten vor der nächsten Abfahrtzeit angekündigt). Als wir endlich in Essen ankommen, sind es bereits 80 Minuten Verspätung, aber wir sind wenigstens wieder zu Hause und das Bett ruft….
Das Punk & Disorderly ist einfach immer wieder eine verdammt großartige Veranstaltung, besonders seitdem man sein neues Zuhause im Astra Kulturhaus gefunden hat. Gute Bands, viele nette Leute und eine sehr angenehme Umgebung. Dazu hat es sich wirklich gelohnt, alle Bands zumindest für ein paar Lieder zu besuchen und es sind doch einige Neuentdeckungen zur „gefällt mir“-Liste hinzugekommen.
Zum Schluss gibt es noch wie immer eine ordentliche Portion Dank an die P&D-Crew, die Bands, Katrin, die anderen Bekloppten (datt is mir jetzt echt zu anstrengend euch aufzuzählen) und ans Hops & Barley. Bis zum nächsten Mal!
Cheers
Dirk
(Punkrock Sekretär)
PS: Die Bilder vom Wochenende findet ihr hier:
Tag 1: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.546118572106616.1073741842.174822772569533&type=1
Tag 2: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.546156212102852.1073741844.174822772569533&type=3
Tag 3: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.546185602099913.1073741845.174822772569533&type=3
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