SLIME – ZWEI CD/LP (22.08.2022)

(Slime Tonträger / Hulk Räckorz)

SLIME steht drauf und SLIME ist nicht drin. Statt nach dem RAIDER/TWIX-Prinzip (Altes Produkt, neuer Name) wird im Hause SLIME alles auf den Kopf gestellt: Alter Name, neues Produkt. Aber für was steht SLIME überhaupt im Jahre 2022? Für den deutschen Punk-Giganten, den ultimativen Herrscher, der sich Anno Brausebacke mit vier unschlagbaren Alben den Chef-Sessel im deutschen Punk Rock zementiert hat? Oder die späteren Schweineherbstler? Oder die mühsamen Versuche der Jetztzeit? Nach den letzten beiden Longplayer hatten viele SLIME schon abgeschrieben, die Luft war irgendwie raus, bzw. roch nicht mehr nach einem Drittel Heizöl/Benzin, sondern nach zwei Dritteln Gewollt versetzt mit OLD SPICE. Floggin’ a dead Horse, SLIME waren müde geworden, sägten bemüht am eigenen (Legenden)-Ast. Nun hat der vermeintlich tote Gaul eine fünfte Luft bekommen, SLIME haben sich abermals neu erfunden und treten als SLIME 5.0 (oder schon 6.0?) erneut ins Rampenlicht.

Die ewigen Vergleiche mit den früheren Großtaten muss die Band tapfer erdulden, das bringt der beibehaltene Bandname nun mal zwangsläufig mit sich. Trotzdem: Das neue Album sollte und darf man mit Opus 1-4 nicht vergleichen, es handelt sich um eine komplett andere Baustelle. Auch das ganze unsägliche Tra-ra zum Wieso und Warum ist letztendlich nur eine atmosphärische Nebelkerze und lenkt vom Album ab. Auch wichtig: Neu-Sänger Tex ist keine Diggen-Kopie, das wäre in die Hose gegangen. Er zieht souverän sein eigenes Ding durch, ohne verängstigten Blick in den Rückspiegel. Er kotzt zeitgemäße Texte aus, pendelt zwischen Bauchnabelschau und State of the Nation, dabei immer mehr Hauptschule im Problemkiez als Hamburger Schule (mit gymnasialer Oberstufe).

Mal rabaukiger Stadion-Proll („Outlaw“, „Mea Culpa“, „Weil fickt euch alle“ etc.), mal einfach großartig („Sein wie die“). Christian und Elf wissen, wie man gute Songs schreibt und nach hinten sichert der Swagboy als routinierter Profi-Drummer solide ab. Freund Lüdi sagt: „Wenn man den Namen Slime verdrängt, hat man fett produzierten und ballernden Obdachlosenrock. Nach den letzten Scheiß-Platten hatte ich nicht damit gerechnet, aber die haben sich nochmal neu erfunden“. Hört, hört! Vergesst das Etikett, gibt dem Produkt eine Chance. Das Phrasenschwein grunzt: „Ein Buch nicht nach dem Umschlag beurteilen“ oder sowas ähnliches. SLIME sind tot, es leben SLIME! Und man kann sogar wieder etwas Brandgeruch erschnuppern…PARADISE

1 Kommentar

  1. Hatte Slime längst nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Dann hörte ich, Frank Ludes sei der neie Sänger. War aber ein Gerücht. „Zwei“ überzeugt aber ziemlich. Tex ist super! Blut und Tränen geschwafel hätte nicht gemusst, höre drüber hinweg. Geile Scheibe.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.