Nur selten hat sich eine Band bei mir dermaßen schnell in die oberste Liga gespielt, wie die Generators. Die Jungs sind abwechslungsreich von Scheibe zu Scheibe und die anstehende, bzw. mittlerweile gelaufene Europa-Tournee, sowie die Veröffentlichung des neuen Albums waren definitiv ausreichende Gründe sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Während des E-mail Interviews konnte man feststellen das Doug ein sehr netter Typ ist der nicht erst seit den Generators die Punkrockszene positiv bereichert, sondern schon so einige Jährchen auf dem Buckel hat! Wer die Generators nicht kennt dem sei an dieser Stelle noch einmal das neue Album, sowie der gesamte Backkatalog der Jungs ans Herz gelegt. Hier gibt es definitiv keine Enttäuschungen, ebenso wie bei den energischen Live-Shows der Amis. Wie immer bei englischen Interviews habe ich mir wieder alle beste Mühe gegeben beim übersetzen, aber mit englischen Redensarten habe ich nach wie vor so meine Problemchen, allerdings denke ich auch diesmal kann sich das Ergebnis wieder sehen lassen.
Ihr seid gerade zurück von eurer Europa Tournee. Wie waren die Reaktionen des Publikums auf euer neues Album bzw. eure neuen Songs?
Doug: Die Reaktionen zur neuen Scheibe waren großartig. In Europa sowie auch in der U.S.A.. Ich fand am Anfang, als wir die Stücke zum neuen Album geschrieben haben, waren wir uns nicht ganz sicher wie die Songs ankommen würden, aber jeder sagte uns, das wird die beste Scheibe die wir bisher gemacht haben. So hatten wir eine hervorragende Tour und jeder hatte offensichtlich eine gute Zeit. Alle Lieder wurden mitgesungen die alten sowie die neuen.
Eurer neues Album heißt „Last Of The Pariahs“. Was bedeutet das genau?
Doug: Last Of The Pariahs bedeutet mehr oder weniger der letzte der Ausgestoßenen, oder der letzte der Unruhestifter. Ich fand der Titel passte gut zum Artwork. Ich wollte ein Cover machen das komplett anders ist als die anderen zuvor und es sollte ein bisschen mehr Spaß drin stecken. Ich erinnerte mich wie einige der frühen 80er Jahre Punk-Cover aussahen als ich noch ein Teenager war und dieses Gefühl wollte ich hier auch ausdrücken. Es ist ein bisschen eigenartig, denn die Leute in Europa haben das nicht direkt verstanden, aber drüben in den Staaten wo wir die Scheibe vorher veröffentlichten, hat jeder der das Cover sah das sofort gecheckt und fand es super. Ja , das war halt ein bisschen komisch. Das neue Cover hat einen Contest gewonnen für das beste Punk-Cover-Artwork des Sommers auf einer großen Internet-Punkrock Seite hier in der U.S.A., was mich sehr gefreut hat.
Ich muss sagen, ich mag jedes eurer Alben und es gibt dementsprechend auf jeder Scheibe großartige Momente die sich zum vorherigen unterscheiden. Ich finde das neue Album ist wieder ein bisschen härter und schneller als das letzte. Zurück zu den Wurzeln oder hast du in den letzten zwei Jahren wieder mehr Wut im Bauch?
Doug: Ja, ich habe versucht den neueren Sound unserer Band mit dem der frühen Platten zu verbinden. Am Anfang war ich mir nicht so sicher ob es hin haut, aber letztendlich glaube ich, haben wir es doch geschafft. Ich wollte zurück zu unseren Anfängen, aber ohne altmodisch zu klingen. Man bewegt sich da auf einer sehr schmalen Linie und es war eine Herausforderung für uns. Deswegen habe ich mich da sehr rein gehangen damit ich mir sicher sein kann das sich das ganze gut anhört. Ich wollte das die neue Platte auf jeden Fall etwas aggressiver wird und so haben wir das ganze dann noch ein bisschen aufgepeppt mit Einflüssen aus dem Bereich des 77er Punks.
Was waren die besten Momente der letzten Tour und wie würdest du den unterschied zwischen der Europäischen Szene und der Amerikanischen Punkrockszene beschreiben?
Doug: Ich denke wir hatten fast überall großartige Momente, aber vielleicht in Luzern in der Schweiz wo wir einen Offday hatten und hinter dem Club abgehangen, gegrillt und eine nette Party hatten. Es war mit einem netten Seeblick und somit eine wirklich gelungene Nacht. Ich finde einer der Unterschiede zwischen Europa und der U.S.A. ist das sich die Promoter weitaus besser um die Bands kümmern. Ich weiß das es in England und Amerika verdammt schwer ist sicher zu stellen das man etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen gestellt bekommt. Diese zwei Sachen sind die wichtigsten Dinge für eine Band und somit auch die zwei größten Unterschiede auf Tour. Die Punkszene in Europa ist um einiges stärker als in Kalifornien. Es ist schwer zu beschreiben für mich was abläuft in New York oder Chicago, weil ich nicht dort lebe oder genügend Zeit dort verbringe um das zu beurteilen. In Süd-Kalifornien gibt es so viele Menschen und es gibt jedes Wochenende eine Menge Veranstaltungen so das es schwer ist die Leute für irgendetwas zusammen zu kriegen. Meiner Meinung nach ist da keine richtige Szene mehr vorhanden. An Orten wie Ost-Los Angeles finde ich, gibt es jedoch eine kleine Szene wo zwar oftmals dieselben Leute abhängen und Konzerte veranstalten, du aber auch immer wieder neue Bands finden kannst. Es gibt nicht mehr sehr viele All-Ages Punk Clubs in Los Angeles und das macht die Sache nicht unbedingt einfacher, wenn keine neuen Kids in die Szene finden können.
Ein bisschen Geschichte! Ich bin ebenfalls ein großer Fan von Schleprock. Warum ist Schleprock auseinander gegangen? Was war der Grund für die Auflösung?
Doug: Als ich gesungen habe bei Schleprock war ich in dem Alter zwischen 21-28 Jahren. Wir waren ständig auf Tour, haben gefeiert und hatten eine großartige Zeit. Nach all den Jahren wurde es uns zu viel und wir fühlten uns ausgebrannt. Wir begannen damals wie jede andere kleine Punkband mit dem Spielen in einer Garage, auf kleinen Partys oder in Clubs. Am Ende wurde wir von Warner Brothers unter Vertrag genommen und waren oft im Radio und auf MTV. Ich denke wir haben uns selbst demontiert. Wir konnten irgendwann einander nicht mehr ausstehen und dazu kam das mancher von uns mit Drogen anfing und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Das war damals zwar nicht schön, aber es war einfach an der Zeit zu gehen um es mal so zu sagen. Einer der Jungs ist gestorben, einer spielt jetzt bei den Generators mit und zwei der anderen sind heute Väter und nicht mehr in der Punkrockszene aktiv. Ich hab diese Zeit hinter mir gelassen und bereue auch nichts davon. Wir hatten damals eine sehr gute Zeit und ich erinnere mich gerne daran zurück!
Ich habe in Vergangenhiet mal gelesen das es eine Verbindung zwischen den Generators und der Street-Punk-Band The Choice gab. Stimmt das?
Doug: Yeahh! Mike Snow spielte bei The Choice, genauso wie unser neuer Drummer Lou. Mike und Lou spielten dort in den 90er Jahren und ich habe für ein paar Monate nach dem sich Schleprock aufgelöst hat dort gesungen. The Choice waren eine der ersten Bands der zweiten Generation an Street-Punk-Bands aus L.A. Es ist cool das es heute noch immer Leute gibt die The Choice kennen.
In einigen älteren Generators-Songs findet man Texte mit einem kleinen Bezug zur Skinhead-Subkultur. Speziell bei den Songs „Won´t Last Forever“ und „To All My Friends“. Was bedeutet diese Bewegung für dich?
Doug: Als ich 16 Jahre alt war hörte ich Bands wie Blitz, Last Resort und die 4-Skins. Ich war ein kleiner Skinhead. Das war 1982 und ich höre diese Bands immer noch. Die Jungs mit denen ich damals unterwegs war , waren die ersten Oi!-Skinheads in Los Angeles und meine Band Doug & The Slugz war eine der ersten Oi!-Skin-Bands in Amerika. Ich bin stolz auf meine Vergangenheit und diese Vergangenheit ist Teil meiner heutigen Musik. Du kannst einige dieser Einflüsse auch auf unserer neuen Lp finden bei Songs wie „United Like Brothers“ . Ich bin einfach mit dieser Subkultur verbunden und auch von dieser inspiriert. Es ist einfach ein Teil von mir.
Die L.A. Lakers haben euren Song „City Of Angels“ zu ihrer Hymne gemacht und ein anderes Gerücht sagt das die Corona Beer Company ihn für Werbung genutzt hat. Wie ist es dazu gekommen?
Doug: Yeah die L.A.Lakers haben angefangen ihn zu nutzen während ihre Spiele im Fernsehen gezeigt wurden. Sie hatten uns nie gefragt, aber irgendjemand muss den Song gefunden haben und seitdem nutzen sie ihn. Es war schon ziemlich komisch als ich anrufe von Bekannten bekam die sich das Basketball Spiel angesehen hatten und den Song hörten. Das Baseball Team L.A. Angels benutzt ihn manchmal ebenfalls. Wir haben zwar kaum Geld dafür bekommen, aber dafür haben viele Leute unsere Band das erste mal gehört, was wirklich cool ist. Das ist immer recht merkwürdig, wenn so etwas passiert. Genauso wie wir damals angerufen wurden von der Corona Beer Company die sagten das sie unseren Song für eine Radio Werbung nutzen möchten. Sie haben gefragt, ob wir ihn für sie nochmal aufnehmen können und so sind wir ins Sony Studio in Los Angeles gefahren und haben ihn neu eingespielt. Sie haben uns bezahlt und wir durften soviel Bier mitnehmen wie wir in unserem Van verstauen konnten. Das war schon witzig, aber dennoch komisch wie sich das alles so zugetragen hat.
Kannst du von der Musik leben oder musst du noch normal arbeiten gehen?
Doug: Nein, ich hab die Generators nicht zu einem Full-Time Job gemacht. Jeder denkt das zwar, aber dem ist nicht so. Ich müsste dafür ständig auf Tour sein und ich möchte nicht meine ganze zeit auf der Landstraße verbringen. Ich habe hier in L.A. mein eigenes kleines Unternehmen und stelle Uniformen und Kleidung her. Das ist besser für mich, weil ich es mag zu hause zu sein und Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen. Ich habe versucht ständig auf Tour zu sein, aber irgendwann wollte ich nicht mehr und seitdem teile ich mir die Zeit zwischen dem Touren und dem zu Hause sein ein.
Wann bist du in die Punkrockszene gerutscht bzw. was war der Grund eine eigen Band zu gründen und wer hat euch maßgeblich beeinflußt?
Doug: Ich hab 1981 angefangen auf Punkrockshows zu gehen. Ich war gerade 15 Jahre alt und mein erstes Konzert waren D.O.A. und T.S.O.L. Danach bin ich jedes Wochenende zu Konzerten gegangen. Ich bin losgezogen und habe mir all die ganzen Old School Hardcore Bands angesehen wie Black Flag, Circle Jerks und X. Ich bin von zuhause abgehauen und hab mit anderen Kids rumgehangen die das gleiche taten. Zu der Zeit 1983 habe ich einfach mit meinen Freunden eine Band gegründet. Wir hielten es damals für wichtig eine Oi!-Skinhead-Band zu gründen weil das kein andere gemacht hat in L.A. Und wir wollten den anderen Kids die Musik und das Lebensgefühl dazu näher bringen.
In manchen von euren Songs spielt ihr auch schon mal mit einem Offbeat. Magst du Ska oder Reggae? Wenn ja, welche Bands gefallen dir am besten?
Doug: Yeah, Ich liebe Ska, ebenso wie Reggae. Ich fühle mich musikalisch nicht wirklich beeinflusst von diesem Musikbereich, aber ich bin sehr gut mit den Jungs von den Specials befreundet und sie gelten für mich als Mentoren. Wir sind Mitte der 90er Jahre gemeinsam quer durch die U.S.A. und Kanada getourt. Sie haben mir geholfen zu verstehen wie man sein Publikum unterhält. Ja ich liebe die Specials, genauso wie Madness, Bad Manners und noch eine ganze Menge der Two Tone Bands. Auf der Arbeit höre ich sehr oft Reggae wie Toots and The Maytals oder Peter Tosh.
Du hast sehr oft emotionale Songs. Wer schreibt sie und was ist die Inspiration dafür?
Doug: Wenn es um die Texte geht, bin ich derjenige, der über all das schreibt. Es gibt in meinem Leben viele Leute die ich mag, die jedoch nicht gerade mit Glück gesegnet waren. Ich habe darüber viel auf der „Excess, Betrayal..“ und auf der „Winter Of Discontent“ geschrieben. Dazu kommt Schmerz zu fühlen inspiriert mich einfach darüber zu schreiben. Während solchen Zeiten hab ich auch sehr viel gelitten. Der Verlust meines Kindes, meiner Frau und zum Beispiel der Tod einiger Freunde. Alles in den selben 2 Jahren darüber schreibe ich dann. Wenn die Dinge gut laufen verarbeite ich das in meiner Musik genauso wie wenn die Dinge schlecht laufen. Das fließt alles mit in die Musik ein in der Hoffnung Leute zu finden die das nachvollziehen können.
Kannst du mir ein bisschen über dein Nebenprojekt Bedlam Knives erzählen, ich hab da noch nichts von gehört?
Doug: Yeah, Bedlam Knives war und ist nur mein Nebenprojekt an dem ich momentan arbeite. Es spielt der Bassist meiner ersten Punk-Band Doug & The Slugz dort mit, sowie Mike Snow an der Gitarre und mein Sohn Bobby an der Rhythmus-Gitarre. Die Band wurde gegründet um ein bisschen Spaß zu haben und wir schreiben hier eigentlich eher Songs im alten L.A.Punk-Style. Das ganze ist mehr rauer Punkrock-Sound. Wir haben gerade damit angefangen und hoffen das wir 2012 so weit sind das wir unsere erste Scheibe mit den Bedlam Knives veröffentlichen können, was echt cool wäre.
Kalifornien scheint eine große Punkrocktradition zu haben. Warum gibt es in dieser Ecke der U.S.A. so viele gute Bands? Ich denke da an Bands wie Dead Kennedys, Social Distortion , Nofx, Rancid und natürlich eure Band. Sie alle kommen aus dieser Gegend. Was ist der Grund dafür?
Doug: Gute Frage…. Schwer zu sagen. Es gab schon immer guten Punkrock an der Westküste. Ich hoffe das bleibt weiterhin so in den nächsten Jahren. Ich bin stolz mit Schleprock und den Generators zu diesem langen Kapitel der Musikgeschichte zu gehören. Los Angeles war schon immer ein Ort an dem Musik und Unterhaltung gemacht wurde und ich kann nur hoffen die Stadt hält weiterhin an dieser Tradition fest.
Wie sieht die Zukunft der Generators aus? Wie wird es weiter gehen?
Doug: Ich denke, wir werden uns weiterhin vorwärts bewegen und dementsprechend weiter machen. Wir werden versuchen zu halten was wir bisher erreicht haben und nach wie vor unser Bestes geben. Wir wollen so viel wie möglich auf Tour gehen und gute Live-Shows spielen. Letztendlich geht es darum eine gute Zeit zu haben und das man Freude an seiner Sache hat. Du kannst nicht auf die Bühne gehen wenn du gar keinen Bock darauf hast. Solange die Musik meine Leidenschaft ist und ich an das glaube was ich tue werden wir weiter machen wie bisher.
Doug, Danke fürs opfern deiner Zeit! Hast du noch ein paar Worte für eure Fans in Deutschland?
Doug: Vielen Dank und ich hoffe wir sehen uns 2012!!