Da für mich die aktuelle Scheibe „Road Worrier“ der erste Kontakt mit eurer Musik gewesen ist, stellt euch doch bitte einmal kurz vor. Wie lange gibt es euch, wer spielt was und seit wann?
Kornelius Flowers: Da es die Band schon seit 1991 gibt, könnte man da so langsam wohl ein Buch drüber vorlegen, aber kurz gesagt bin ich als Sänger noch von der originalbestzung übrig. Aktuell dabei sind Danny dannehl am Bass, auch schon seit 20Jahren und Jörg „Warpig“ Stoffregen (Banjo, Gitarre, Mandoline), Markus Schu (Drums), Chris Birch (Geige), Matt Dawson (Pedal-Steel, Mandoline, Gitarre) sowie Nataša Grujović am Akkordeon.
Wie viele Alben habt ihr bereits veröffentlicht?
DISKOGRAPHIE
1992: songs from the urban country hell (strangeways/indigo)
1993: polka hard (strangeways/indigo)
1994: love will tear us apart – Vinyl-Single (strangeways/indigo)
1995: these days EP (strangeways/indigo)
1996: Budapest Sessions feat. VEZERKAR (HU)
1998: 5 Years of Hard Polka 1993-1998
2001: The Haunted House Of Polka (Pinorrekk/Edel)
2005: Pölka (SumoRex/Broken Silence)
2007: Polka over Serbja – live in Chośebuz (SumoRex/Broken Silence)
2009: Squandering Youth (SumoRex/Broken Silence)
2011: Home For Christmas (Single/SumoRex/Broken Silence)
2013: Road Worrier (SumoRex/Broken Silence)
Wie würdet ihr jemandem euren Stil beschreiben der euch noch nicht kennt?
Wir haben unseren ganz früher ziemlich stark Irisch und osteuropäisch beeinflussten Folkrock bzw. Folkpunk „Hard Polka“ getauft. Seit ein paar Jahren konzentrieren wir uns aber auch ziemlich stark aud Country- und Americana-Sounds
Gab es oder gibt es Musiker die euch maßgeblich beeinflusst haben selber Musik zu machen?
Klar, bei mir waren das sicherlich Leute wie Neil Young, Bob Dylan und viele andere. Die Punkbands haben uns gezeigt, dass man auch ohne größere Virtuosität gute Musik machen kann und dann kamen noch die Pogues, Levellers, New Model Army usw. dazu, die dann den Folk-Touch drin hatten. Aber das ist sicherlich für die meisten in der Band individuell verschieden.
Gibt es musikalische Unterschiede zwischen euren frühen Sachen und den späteren Alben? Worin seht ihr die genauen Unterschiede?
Die Unterschiede bestehen vor allem in der Herangehensweise an das Songmaterial. In den Anfangstagen waren wir noch viel beheisterungsfähiger und sind völlig naiv an die für uns damals noch irgendwie neue Musik herangegangen. Heute sind wir da etwas abgekärter und versuchen Aufnahmen zu schaffen, die auch nach eine gewissen Zeit noch hörbar sind und nicht nur für die momentane Party taugen. Obwohl wir auch das letztere noch können, wie unser live-album zeigt. Von den Einflüssen her dominiert derzeit eher der Americana-Sound und weniger ie Celtic- oder gar Balkan-Klänge,.
Wo wir schon bei den Alben sind, lass uns mal etwas über euer neuestes Werk reden. Was bedeutet der Titel „Road Worrier“? Wie kam er zustande und was bedeutet das Album für euch?
Road Worrier ist ein Wort-Spiel mit Anspielung auf Road WARRIOR. Wir haben den Titel gewählt, weil das Touren auf die Dauer nicht nur spassig ist, sondern auch sehr anstrengend sein kann und wohl auch einige „Worries“ mit sich bringt. Wir fanden den Titel passend und auch witzig.
Ansonsten zeigt das Album für mich, dass es gut war, nach der Auflöung 2010 doch schnell wieder zusammenzufiunden bzw. mit neuen Musikern weiterzuarbeiten, denn das krative Potential war längst nicht erschöpft, wir waren nur etwas müde. Dann kam Road Worrier und für mich ist es unser bislang reifstes Album geworden und trotz des Titels und der vielen entspannteren Tracks steckt es voller Energie!
Wie lang habt ihr daran gearbeitet und wer hat die Songs geschrieben?
Wir haben ein paar Monate recht locker, immer wenn wir Zeit hatten daran gearbeitet. U ser Bassiest Herr Dannehl hat ein Studio in seiner Wohnung. Wir haben das Equipment noch etwas aufgepimpt und dann ging es los. In der Endphase haben wir uns in meinem Haus in Trier eingerichtet, wo wir dann alle zusammen ein paar Tage konzentriert am Stück arbeiten konnten.
Die Songs stammen vor allem von Matt Dawson, Warppig Stoffregen und von mir, aber eigentlich haben alle Bandmitglieder Songideen beigesteuert und Arrangementarbeit geleistet
Ich habe ein Review über die Scheibe geschrieben und kam durch die vorhandenen Country-Einflüsse unweigerlich auf den Namen Mike Ness. Oftmals erinnert mich der Gesang sowie die Songstrukturen an das Album „Under The Influence“. Ein Vergleich mit dem ihr gut klar kommt oder seht ihr das völlig anders?
Under The Influences kenne ich. Das ist eigentlich ein Kompliment von Dir, denn auf diesem Album sind ja ausschließlich Folk-und Countryklassiker in Coverversionen von Mike Ness. Der Vergleich spricht ja für die Qualität der Songs auf Road Worrier.
Ihr habt auf dem Album tatkräftige Unterstützung von Albert Lee bekommen der auch schon mit Eric Clapton zusammen auf der Bühne stand. Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen zustande?
Matt Dawson ist seit 2011 fest in unserer Band. Er ist der jüngere Bruder von Julian Dawson und kennt viele Leute aus dem Musikbiz. Unter anderem auch Albert Lee, mit dem er seit Jahrzenten befreundet ist. Als Albert 2012 in Luxemburg gastierte, hat Matt ihn eingeladen und er hat dann in einem Studio in Luxemburg zu einigen Songs Gitarre und Mandoline gespielt. Da haben wir sogar noch mehr auf Lager, was wir vllt. Für ein weiteres Album benutzen können.
Auf dem Album befindet sich mit „The Girl Who Lives On Heaven Hill“ auch eine mehr als gelungene Coverversion von Hüsker Dü. Wie kamt ihr denn auf Hüsker Dü und warum ausgerechnet diesen Song?
Ich kenne den Song schon seit dem Hüsker-Dü-Album „New Day Rising“ 1985. Irgendwie habe ich ihn immer sehr gemocht und wollte ihn in einem eigenen Gewand machen. Es ist ein sehr simpel strukturierter Song und irgendwie ging es sehr leicht, dies Version herauszuarbeiten. Die Atmosphäre ist sehr dicht geworden. Ich habe den Song Grant Hart, dem Autor und Hüsker-Dü-Drummer, vorgespielt. Er war sehr begeistert von der Version und auch von dem Video davon. Seit dem stehe ich in Kontakt mit Grant und wir haben vor, davon noch eine Vinylsingle in Deutschland und seinen Vertrieb in den USA zu veröffentlichen.
Wie schon erwähnt kenne ich eure früheren Alben nicht, finde aber den eher dezenten Folkpunk-Einschlag sehr erfrischend. Während viele andere Bands den Punkrock im Vordergrund stehen haben, scheint er auf „Road Worrier“ eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dafür rücken bei euch rockigere Elemente in den Fokus, die meiner Ansicht nach das musikalische Können weitaus besser zur Geltung bringen und dem ganzen mehr Tiefgang verleihen. Wie steht ihr persönlich denn zu dem Folk-Punk-Boom der letzten Jahre?
Wir waren und sind zum Teil ja immer noch eine Folkpunkband. Wasmir aber bei den meisten anderen Folkpunkbands nicht gefällt, ist, dass sie sich eigentlich zu 95% auf den Punkrock konzentrieren, die Folkmelodien aber ziemlich stiefmütterlich behandeln und die Akkordeon-, Geigen,- banjo-etc-Klänge meist im allgemeinen Gitarrenlärm untergehen.
Das ist bei uns anders. Es muss zwar rocken, aber man muss auch die Melodien wahrnehmen können
Und welche Bands bevorzugt ihr persönlich? Dropkick Murphys oder lieber Flogging Molly? Eher die Levellers oder dann doch The Pogues?
Ich würde sagen es sind eher Fogging Molly und es sind eher die Pogues.
Eure Band existiert bereits seit 20 Jahren mit einer Unterbrechung zwischen den letzten beiden Alben. Was war da los?
Wir hatten in 2009 irgendwie die Schnauze voll vom Touren und Rumtingeln und haben us nach unserem Album „Squandering Youth“ in einer Sackgasse gesehen. Da kam denn der Entschluss in 2010 eine Abschiedstour zu machen und dann die Segel zu streichen. Von Mitte bis Ende 2010 gab es The Shanes dann nicht mehr, ein Halbes jahr etwa. Da merkten wir, dass uns doch etwas fehlte und wir haben die nicht mehr zur Verfügung stehenden Musiker ersetzt, sind zu einer neuen Bookingagentur gegangen und dann gings wieder los…und Road Worrier ist entstanden.
Wie geht es jetzt nach der Veröffentlichung von „Road Worrier“ bei euch weiter? Wird es eine Tour oder besondere Releasepartys geben?
Eine Tour wird es geben, Releasepartys eher nicht
So kommen wir dann auch langsam zur letzten Frage. Ich danke euch für das geduldige beantworten der Fragen. Habt ihr noch ein paar Worte für die Leser von Crazy United?
Da fällt mir ein schönes Songtitel ein „What´s so funny about peace, love and understanding?!“ das ist von Nick Lowe, schade dass es nicht von mir selber ist…