02.07. 2011 – 90i! Treffen / Konzert in Berlin mit O.B. feat. Hacker, Voice of Hate, Wiens No.1, Bierpatrioten.
Was haben O.B., Voice of Hate, Panzerknacker und die Bierpatrioten gemeinsam? Es gibt sie nicht mehr? Sie bringen keine Platten mehr raus? Es wird sie nie wieder live zu sehen geben? Stimmt fast alles. Fast! Es war der 10.01. 2011 als ein gewisser Schulle mit anderen Mitstreitern und Weggefährten wie Hacker (Shock Troops) und Prösel (Maul Halten / Voice of Hate) einen Club gründete, der auf den bezeichnenden Name „90i! Club“ hörte. Die Idee war es sich mal wieder mit alten Weggefährten auf ein Bier in der Kneipe zu treffen und die alten Zeiten Revue passieren zu lassen. Nur leider wählte man als Kommunikationsplattform für diesen Club das Noie Medium Fratzenbuch, besser bekannt als Facebook, und ab da an ging der Wahnsinn los. Es blieb nicht dabei, dass sich die alte Prenzlauer Berg Bande unter sich traf, sondern schnell wurden aus allen Himmelsrichtungen Bekannte zu diesem Club hinzugefügt. So dauerte es nicht lange und auf einmal waren die Horden aus allen Teilen der Republik vertreten und sogar aus Österreich fanden sich Leute ein.
Einige Stammtische wurden organisiert und am Ende war schnell klar, ein gemeinsames Veteranen Treffen & Konzert muss her. Und so geschah es, dass auf einmal eine Menge Loite damit beschäftigt waren das Event des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts, zu planen. Es sollte ein stressiger aber dennoch schöner Weg der Vorbereitung werden. Leider fielen an Bands aus den 90ern so einige Wunschkandidaten aus, da man nicht mehr alle Leute von damals zusammen bekam. So kam es das O.B. sich mit Hacker zusammen Taten und wir somit als erste Band O.B. feat. Hacker (Shock Troops) bestätigen konnten. Als zweite und garantiert die am meisten in der Optik veränderte Band, sagten Voice of Hate zu. Dann sollten Panzerknacker spielen, was auch bestätigt wurde von Österreicher Seite und als Headliner sagten die Jungs von Bierpatrioten noch mal zu, was natürlich zu absoluten Vorfroide beitrug. Leider gab es dann doch noch eine kleine Änderung, da nicht alle von den Panzer knackenden Kollegen mehr Lust oder Zeit hatten und somit als mehr als gleichwertigen Ersatz Wiens No.1 aufspielten. Das Line-Up stand also. Als Termin einigte man sich auf den 02.07.2011 und die Location war auch schnell gefunden mit dem Eastend Berlin in Hellersdorf, welche uns genug Platz gab um mit an die 400 Loiten einen der legendärsten Abende zu erleben. Pünktlich um 18 Uhr fiel eine Horde von Oi! Fans, Skins und Punks über den Stadtteil ein und belagerte die Spielstätte.
Soviel Freude und Liebe auf einen Haufen und bei so einer Veranstaltung hat man nie gesehen. Jeder kennt noch die Erfahrungen bei Konzerten der 90er mit `ner Menge Prügeleien ect. Dies war alles Fehlanzeige an diesem Abend. Überall lachende Gesichter und herzliche Umarmungen. Kodderschnauzen brüllten sich an, lachten und einige „böse“ Scherze wurden über manch äußerliche Veränderungen einiger alten Haudegen gemacht um diese dann mit reichlich Bier zu betrinken. Dann betrat O.B. die Bühne. Und so wie die Grundstimmung von der ersten Minute an war, so war sie auch bei den Bands. Vergesst die Konzerte von heute, wo keiner sich die Vorband wirklich anschaut und lieber erstmal an der Bar steht. Von der ersten Note an, standen alle bezahlenden Besucher vor der Bühne und heizten den Leuten ein. Kein Lied was nicht vom schönsten Background-Chor mitgesungen wurde. Nummern wie „Menschliche Ziele“, Skins & Punks“ heizten ordentlich ein. Als Hacker uff die Bühne ging und gemeinsam mit O.B. dann auch noch einige Shock Troops Klassiker spielten, war dieser Auftritt an seinem Höhepunkt. Der Mob feierte Songs wie „Working Class“ und „Wir leben jetzt“. Ich selbst hatte bei „Marktsektor One“ Tränen in den Augen und meine, dass bei vielen der anwesenden noch & (Ex) Skinriche und Punks gesehen zu haben. Zur Krönung & Abschluss gab es noch einen lokalen Kiezgesöx Oi! Klassiker „Prenzlauer Berg“ wo sich alle noch mal verausgabten. Nach kurzer Umbauphase hing auf einmal die altbekannte weiße Flagge mit roten Buchstaben, welche uns verkündete, dass jetzt Voice of Hate kommen. Und jeder der die Jungs seit ihrem gemeinsamen letzten aktiven Auftritt vor 17 Jahren nicht mehr gesehen hatte, musste sich erstmal die Augen reiben. Auf einmal stand da ein Rock´n´Roll Gitarrist mit Tolle und eine härtere Berliner Version des langhaarigen Stephan Weidners am Bass und einen etwas in Masse geratenen Mr. Bean aus Halle an der Saale. Aber wer dachte die Jungs können es nicht mehr, der wurde vom ersten Song an eines besseren belehrt. Die Jungs haben so gut es ging für diesen Event geprobt und haben sogar neue Songs geschrieben. Und eine positive Nachricht vorab, sie wollen weiter Musik machen. Also Augen und Ohren offen halten ob es nicht vielleicht bald neues Material geben wird. Zurück zum Konzert. Henschi schmetterte eine lautes: „Lustig sind die anderen“ und zurück ging die Zeitreise.
Auch hier waren wieder alle Gäste vor der Bühne vertreten und feierten jedes einzelne Lied der Bande ab. Allein die Gassenhauer „Ein Freund“, „Domina“, „Nordland“, „Medien & Skinheads“ und der kleine „Ficker“ sorgten für Exzesse im Publikum. Unsere Riesen Party nahm somit seinen Lauf und war nicht mehr aufzuhalten. In der Zwischenzeit mussten wir die Verantwortlichen vom Eastend Bier holen schicken fahren, da die nicht mit gerechnet hatten, dass alte Säcke und Säckinnen soviel saufen. Während der zweiten Band war das Bierlager das erste Mal alle. Was den Abend noch zweimal passieren sollte. Nach dem Voice of Hate mit ihrem nordischen Krieger Henschi das Schlachtfeld ruhmreich verlassen hatten, stand auf einmal eine berühmte Schaufensterpuppe ohne Arme auf der Bühne und jeder wusste was jetzt folgt. Mein lieber Österreicher Freund Stefan forderte zum Tanz auf , mit seiner Kapelle Wiens No.1, und ich kann nach diesem Abend nur eines sagen, sie werden diesem Namen gerecht. Die Wiener Jungs spielten sich in die Berliner Herzen und teilten ihr Liveset in zwei Hälften auf. Zuerst hörte man aktuelle eigene Songs, dann war es Zeit für die ganzen alten Nummern aus einer berühmt berüchtigten Zeit. Stefan und seine Mannen gaben alles, man feierte zu: „Skinhead love affair“ „Werkstück“ „Randale bei McDonalds“ „Besoffen Autofahren“ und wurden abschließend applaudierend von der Bühne entlassen.
Wie schon erwähnt, wurden die Bierreserven sowohl für die Bands als auch für die Gäste wieder mal leer und es wurde Nachschub geordert für das Highlight des Abends. Highlight? Bisher waren alle Bands und auch das Publikum einfach ein Highlight, da es verdammt noch mal unsere Party war. Eine Party für die Jugend der 90er.
Aber dennoch muss man sagen, dass als die Bierpatrioten noch mal die Bühne bestiegen es kein Halten mehr gab. Ein alt bekanntes Intro mit den letzten Worten: „Licht aus und Kamera ab! Didelidi dadeldi du – Aktion vom Fleckchen“ leitete alles ein. Die Hits „Kranke Welt“, „Asi oder Millionär“, „Aus der Traum“ knallen so was von heftig und glaubt mir eins, die Jungs klangen so als ob sie nie aufgehört hatten zu spielen. Klar haben alle mittlerweile ihren musikalischen Hafen gefunden (Toxpack und Turbolover) aber man hatte ganz schnell den Wunsch auf die Bühne zu gehen und die Jungs zu bitten das sie wieder weiter machen. Schulle wurde von den Fans der ersten Stunde während des Konzerts mit gefühlten 5 Litern Bier überschüttet. Männer und Mädels, die bald die 40 erreichen oder erreicht haben, benahmen sich in der erste Reihe wie pubertierende Kids bei „Take That“. Es wurden alle Gassenhauer rausgehauen. 2 Stunden standen die Jungs auf der Bühne, viele alte Berliner Prunkstücke wurden gespielt. Ich selber vermisste die aktive Bühnenshow der anwesenden Mädels bei „Titten raus“. Bei „Arbeitslos und einer Flasche Bier“ kam noch eine Überraschung hinzu. Sören gab seinen Bass ab und Jana von der originalen Urbesetzung zupfte zu diesem Lied noch mal die 4 Saiten. Hammer!!!! Der Gig wurde nur von so einem Lebensmüden unterbrochen, der der Meinung war bei unserem 90er Oi! Veteranen Treffen seiner eigenen Lebensplanung die Krone aufzusetzen, und machte in aller Öffentlichkeit seiner Liebsten einen Heiratsantrag. Im Hochzeitsjubel kündigt Schulle die Suff-Hymne „Immer breit“ an. Bei den Songs „Hausverbot“ & „Abschied“ war glaube ich die gefühlte Hälfte des Publikums auf der Bühne. Dadurch fielen zwar einige Sachen aus oder gingen zu Bruch, wie Steißbeine, Beckenknochen und Gitarrenverstärker. Aber es war einfach nur ein Fest.
Wenn ihr euch fragt ob ihr da was verpasst habt? Ja – habt ihr! Definitiv! Zum Glück wurde dieser legendäre Abend professionell in Ton & Bild festgehalten. Wir planen in naher Zukunft eine DVD gefüllt mit Interviews von diesem Abend zu produzieren. Es ist noch zu sagen, dass wir zum einjährigen Bestehen eine Geburtstagsparty des „90i! Club“ planen. Also seid wachsam. Es wird garantiert wieder eine legendäre Show. Kurz, noch: Frontmann Hacker hat beschlossen seine Band Shock Troops wiederzubeleben. Es gibt also auch noch gutes in der Welt.
Cheers ´n´ Oi! the Koslowski (90i! Club Reporter)