„Kikis kleiner Tourservice“ Interview (19.02.2012)

Seit vielen Jahren wird ja immer und immer wieder über die Konzerte diskutiert. Herrscht mittlerweile an Überangebot an Shows? Sind die Eintrittspreise zu hoch? Warum war der Saal wieder nicht voll? Diese Liste könnte man endlos fortführen. Um vielleicht ein wenig Licht ins dunkle zu bringen, stellte ich einigen Konzertveranstaltern und Bookern ein paar Fragen. Die Antworten werden wir nach und nach in unbestimmten Abständen auf unserer Homepage online stellen. Den Beginn macht Christian „Kiki“ Ressler. Kiki ist Geschäftsführer von „Kikis kleiner Tourservice“ der u. a. Shows für die Toten Hosen, Die Ärzte oder die Beatsteaks bucht. Vielen dank an Kiki das er sich die Zeit hierfür genommen hat.

Crazy United: Sind Live Konzerte das letzte „Bollwerk“ in Zeiten sinkender CD Verkäufe ???

Kiki: Na ja, durch CD Verkäufe wird schon auch noch immer Geld verdient, nur ist es einfach keine verlässliche Größe mehr. Und die Einnahmen durch Tourneen ( Inklusive der Nebeneinahmen durch das auf den Konzerten verkaufte Merchandising ) machen sowohl bei den kleinen als auch großen Acts den Hauptteil ihrer Verdienste aus.

Crazy United: Heutzutage herrscht ja ein regelrechtes Überangebot an Live Konzerten. Gerade im Metal, Hardcore und Punk Sektor. Was erwartet der Konzertgänger von Heute und wie lockt man die Besucher von der heimischen Couch in den Konzertsaal ???

Kiki:  Langfristig durch Konzerte, welche  den Zuschauer emotional mitreißen. Und mehr sind, als ein herunterspielen der konservierten Musik.

Crazy United: Seit einigen Jahren beschweren sich immer mehr Leute über steigende Eintrittspreise auf Konzerten. Oft sagt die Band, das sie darauf keinen Einfluß hätte oder die Tour bzw. die Produktion einfach teurer geworden ist. Was stimmt den nun? Oder will man das Geld, welches man mit Tonträgern nicht mehr einnimmt dadurch wieder reinholen ?

Kiki: Natürlich haben sich in den letzten 5 Jahren die Allgemeinen Produktionskosten durch Positionen erhöht auf die eine Band keinen Einfluss hat (z. b . Gema, neue gesetzliche Regelungen die freiberufliche Arbeit von Secus oder Stagehands quasi untersagen, Versammlungstättenverordnung , etc.). aber es wird  verständlicherweise auch versucht, so die Mindereinnahmen auf der Tonträgerseite auszugleichen.

Crazy United:  Bands wie die Toten Hosen, Rammstein oder die Ärzte füllen die großen Hallen auch fünf mal in Folge. Wie schwierig ist es aber für eine Konzertagentur neue Bands zu puschen bzw. zu fördern ? Man hört ja auch oft vom berühmten „Pay to play“ .Sprich, die (Support) Band selber muss einen großen Betrag zahlen um Band  „XY“ auf Tour zu begleiten. Wie steht ihr dem gegenüber ?

Kiki:  “Pay to play” ist ein grauenhaftes Relikt aus der angloamerikanischen Rockkultur der 80`er. Ich hatte wirklich gedacht das sich das Thema komplett erledigt hat, aber in den letzten Jahren höre ich da leider immer öfter von. Unsere Acts haben sowas noch nie gemacht. Die großen  Bands (z. b. die Ärzte, Die Toten Hosen, Beatsteaks, Fettes Brot) bezahlen ihre Support Bands immer gut.
Alle eint da die Einstellung das man entweder eine Band als Support haben möchte und die dann eben auch entsprechend gut behandelt. Das schließt eben auch die finanzielle Seite ein. Oder eben dann keinen Support bucht.

Crazy United:  Bei vielen Shows sind teilweise 4-5 Vorgruppen am Start, welche teilweise nur 20 Minuten auf der Bühne stehen. Macht so etwas wirklich Sinn? Wieso hat sich das so entwickelt?

Kiki: Ich kann nicht sagen woher die Entwicklung kommt, halte sie aber nicht für sinnvoll. Oft ist das Publikum gelangweilt bis überfordert von zu vielen Acts. Und die Bands tun sich damit auch keinen gefallen.

Crazy United:  Metallica haben ja vor ein paar Wochen gesagt, das sie so schnell wie möglich auf Tour gehen wollen um noch etwas vom „stabilen“ Euro zu haben. Viele Fans sagen, das das Verrat an der Musik und Abzocke der Fans sei. Auf der anderen Seite sind Metallica aber ein Riesen Unternehmen die auch wirtschaftlich denken müssen. Also doch nur ehrlich oder Geldgeil?

Kiki:  Egal wie groß oder klein die Band ist; natürlich spielen immer auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle bei der Tourplanung. Das ist ja auch völlig legitim. Ein weltweites Routing allerdings nach Währungsschwankungen auszulegen finde ich schon echt grotesk.Und dann noch so ungeschickt zu sein und das offen zu kommunizieren….. da musste ich herzlich lachen.

www.kktlive.de

Marcel Brozeit