Auf dem aktuellen „Finest Noise“ Sampler fiel mir die Band „November Palace“ auf,welche es schaffen,relativ einfachen,aber absolut eingängigen Punk Rock mit weiblichen Gesang zu zocken,der directly ins Ohr geht und einfach nur Spaß macht.Ein Grund für`s Crazy United,dem Quartett aus Hellhausen mal kurz auf den Zahn zu fühlen.
Auf der Suche nach einem Sänger für eure neue Band lief euch Sängerin „Promilla“ über den Weg.Kanntet ihr euch schon vorher?Wie seid ihr „zusammengekommen“?
Promilla: Beim Kistenschleppen. Dr. Mosh und ich haben uns bei einem Umzug, bei dem wir beide mithalfen, kennengelernt und irgendwie kamen wir dann auf das Thema Musik und seine Band ohne Sänger. Dann hat er mir ne CD von den Donnas, die ich damals noch nicht kannte, in die Hand gedrückt, ob ich damit was anfangen könnte. Ich hab’s mir angehört und dann kam eins zum anderen.
Denkt ihr das es für euch von Vorteil ist eine Sängerin und somit eine Art „Frauenbonus“ zu haben oder ist euch das egal???Die männlichen Mitglieder stehen dann ja meist etwas abseits ;-)
Promilla: Ich hab eher das Gefühl, dass mancher Freund harter Gitarrenmusik grundsätzlich erstmal skeptisch ist, wenn ne Frau hinter’m Mikro steht, weil der zum Beispiel das Bild eines laut schreienden und wild umher springenden Berserkers vor Augen hat. Dann freut es mich umso mehr, wenn nach der Show einer ankommt und sagt: Cool!
Dr.Mosh: Von einem „Frauenbonus“ habe ich auch noch nicht viel gemerkt, sondern ich krieg auch eher diese merkwürdigen Vorurteile mit, die Promilla beschreibt. Promilla ist in unserer Band, weil sie einfach saucoole Gesangsmelodien über die Gitarrenriffs zaubert – und nicht, weil wir eine weibliche Galionsfigur für die Band brauchen. Mit männlichem Gesang würde das Ganze sicherlich auch funktionieren, aber es hätte einen anderen Charakter. Promilla bringt einen besonderen Charme in die Musik, und das gefällt uns – nachdem wir in unseren früheren Bands immer nur Brüllaffen am Mikro hatten…;-)
Die von euch genannten Einflüße a la Jingo de Lunch,Donnas,Killer Barbies treffen euren Style ganz gut,wobei man in eurem Proberaum und auf euren Shirts ne Menge Hardcore Poster sehen kann.Von welchen Bands seid ihr maßgeblich beeinflußt und habt ihr euch vorher festgelegt in welche Richtung ihr mit „November Palace“ gehen wollt?Zumal eure Mucke ja eher „positiv“ klingt,was bei vielen Metal oder HC Bands ja nicht der Fall ist.Habt ihr so ne Art Message?Wie soll sich der Hörer nach euren Songs fühlen?
Promilla: Unsere Message ist ganz einfach: Habt Spaß,lasst uns ein Bier zusammen trinken und seid einfach Rock’n’Roll! Aber in unseren Texten geht es natürlich nicht nur darum, sondern auch um andere Dinge.
Dr.Mosh: Also, wir haben alle schon einen ähnlichen Musikgeschmack. Und das ist praktisch, wenn man auf der Autofahrt zu nem Konzert sich nicht streiten muss, welche CD wir in den CD-Player schmeissen… Ich persönlich finde Punkrock mit weiblichem Gesang zwar auch total cool, aber höre wie die anderen männlichen Bandmitglieder auch am liebsten Jungspunkrock: Sick of it All, Social Distortion, No Turning Back, Teamkiller, Broilers usw. Wir haben halt früher alle in diversen Hardcorebands gespielt und das merkt man unseren Songs auch an, glaube ich. Die Bones haben in einem Interview mal sehr bildlich gesagt, dass es bei ihnen im Proberaum ähnlich wie auf’m Klo sei: Man drückt einfach und irgendwann ist einem egal, was am Ende hinten rauskommt, Punkrock, Metal, Hardcore, egal, Hauptsache, es rockt! Mir jedenfalls gefällt dieses Bild :-)
Ihr habt nun drei neue Tracks aufgenommen,plant diverse Sampler Beiträge und eventuell eine Split CD.Habt ihr schon Pläne oder bzw.arbeitet ihr bereits an einer Full Length?
Promilla: Pläne haben wir viele… ;-) Als nächstes erscheint der NRW Allstars Sampler Vol. 2, auf dem wir vertreten sein werden. Das freut uns besonders, weil da ne DIY-Idee hintersteckt und viele tolle Bands dabei sind. Für uns ist aber vorrangiger, dass wir live spielen. Die drei Songs aufzunehmen, hat zwar auch total Spaß gemacht und man ist nachher stolz wie Oskar, aber da steckt ja auch ne Menge Arbeit drin. Das soll nicht heißen, dass wir faul sind (räusper), aber ne Full Length – da müsste man ja richtig proben vorher!
Dr.Mosh: Abgesehen davon sind wir alle – außer Promilla – auch schon jenseits der 30, da hat man natürlich andere „Verpflichtungen“ als nen Student mit 21 und muss gucken, dass man alles unter einen Hut kriegt. Dadurch dauern manche Dinge dann halt ein bisschen länger, aber irgendwann schaffen wir es bestimmt, ne Best of-CD aufzunehmen mit den besten 14 Songs von unseren insgesamt 15 Songs…
Bis zum jetztigen Zeitpunkt macht ihr viel auf DIY Basis.Habt ihr euch schon bei Lables beworben oder wollt ihr bewußt weiterhin DIY bleiben?
Dr.Mosh: Für mich ist dieses DIY-Ding unmittelbar mit dem Musikmachen verknüpft. Die Songs hat z.B. ein alter Kumpel von mir zusammen mit uns aufgenommen. Das war total super, mit ihm den Feinschliff der Songs zu machen. Auch unser Bandlogo hat nen Kumpel gemacht, und ein anderer ist grad dabei, einen Techno-Remix von einem unserer Songs zu machen. Das ist einfach etwas anderes, als wenn das Leute machen, zu denen man nicht so ein persönliches Verhältnis hat. Auch die meisten unserer Konzerte kommen so zustande, dass eine befreundete Band uns zu ihrem selbst organisiertem Konzert einlädt und wir sie dann zu unserem. Das bedeutet zwar im Vorfeld mehr Arbeit, aber dafür macht das Konzert doppelt soviel Spaß. Und darum geht’s ja schließlich.
Ihr kommt aus Hellhausen – Wo zur Hölle ist das denn?
Promilla: Hm, das musst du schon selbst herausfinden ;-) Wir wohnen in drei verschiedenen Städten und da haben wir uns einfach auf den Namen des Ortes, wo wir proben, geeinigt und ihn etwas abgeändert.
In eurem Bandinfo schreibt ihr coolerweise,das ihr es nicht nötig habt 2 Stunden Soundcheck zu machen,keine 100.000 Monitore braucht oder 50 Leute für die Gästeliste …Habt ihr schon öfter negative Erfahrungen mit sog.“Headlinern“ oder auch einfach nur möchtegern Rockstars gemacht?
Dr.Mosh: Ich organisiere seit Jahren – mal mehr, mal weniger intensiv – nebenher Konzerte, überwiegend mit regionalen Bands. Und da waren schon so einige Knalltüten dabei. Seitdem kann ich das Wort „Local Hero“ zum Beispiel auch nicht mehr hören, weil ich damit immer Bands verbinde, die meinen, sie wären die Kings und müssten den Rockstar raushängen lassen, aber es sowas von nicht sind. Die verwechseln Professionalität mit Profilneurose. Gleichzeitig lernt man auf Konzerten, die man organisiert oder wo man selbst spielt, auch Bands kennen, die ein paar Jahre später „groß“ geworden sind, aber total nett und unkompliziert waren und sind – die Donots fallen mir da immer als Paradebeispiel ein.
Marcel