SLIME INTERVIEW (05.08.2012)

Interview mit Elf von Slime

„Wenn man bei den linken Spießern durchfällt, hat man alles richtig gemacht!“

18 Jahre sind ins Land gezogen und es ist viel passiert in der Zeit. Genau genommen am 22.April 1994 erschien mit „Schweineherbst“ das letzte Studioalbum der Hamburger Punklegende Slime. Es folgte eine ausgedehnte Tour und selbst ein Auftritt beim WDR-Rockpalast stand damals auf dem Programm. Ende 1994 lösten sich Slime auf, da die Band der Meinung war, auf dem Höhepunkt angekommen zu sein und dass man textlich alles gesagt hätte. Irgendwann geisterte 2010 das Gerücht herum, dass SLIME ein Comeback planen. Als ich den Gitarristen Elf mal bei einem Konzert im Hafenklang in Hamburg traf, wollte er aber noch nicht so richtig mit der Sprache rausrücken. Tja, an der Sache war wirklich was dran, Slime meldeten sich zurück und beim Ruhrpott-Rodeo 2010 folgte der erste Auftritt seit 16 Jahren. Von der Originalbesetzung waren Sänger Dirk und die beiden Gitarristen Elf und Christian am Start. Tatkräftige Unterstützung gab es durch Elfs Freundin Nici am Bass und durch Alex Schwers, Veranstalter vom Ruhrpott Rodeo, am Schlagzeug. Es folgte eine umfangreiche Tour, die sehr erfolgreich für die Band verlief, so dass das Kapitel Slime nicht einfach wieder beendet werden sollte. Anstatt immer nur die alten Klassiker zu spielen auf den Konzerten, entschieden sich die Hamburger dafür ein neues Album aufzunehmen. Gar nicht so einfach, gerade aus dem Gesichtspunkt betrachtet, da Haupttexter Stephan Mahler nicht mehr dabei ist. Ich war doch sehr gespannt, wie Slime dieses Problem lösen. Jetzt steht die für mich wichtigste und beste deutsche Punkband ever mit einem brandneuen Album in den Startlöchern, das „Sich fügen heißt Lügen“ heißt und am 15. Juni veröffentlicht wurde. Insgesamt 13 Songs befinden sich auf dem Album und die Texte stammen allesamt aus der Feder des alten anarchistischem deutschen Schriftstellers Erich Mühsam. Seit 1909 lebte Mühsam im Münchner Stadtteil Schwabing. Hier gründete er die dem Sozialistischen Bund angehörenden Gruppen „Tat“ und „Anarchist“ zwecks Agitation des „Subproletariats“ für den Anarchismus. Der gebürtige Berliner war politisch aktiv und maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt. Dafür wurde er zu insgesamt 15 Jahren Festungshaft verurteilt. Im Rahmen einer Amnestie kam er nach fünf Jahren frei. In der Weimarer Republik setzte er sich in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener ein. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde Mühsam von den Nationalsozialisten verhaftet und am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.
Soviel als kleine Info zu Erich Mühsam. Alles Texte von Mühsam auf der neuen Slime-Scheibe und kein einziger, eigener Text, ob das wirklich gut geht, fragte ich mich. Ich war doch ganz schön skeptisch, muss ich sagen, aber natürlich auch gespannt, wie sich das neue Album anhört. Nach einigen Durchgängen muss ich sagen, dass alle meine Zweifel beseitigt sind und ich total begeistert bin von den Songs. Von der musikalischen Seite haben Slime absolut nichts verlernt und es gibt das gewohnte fette Punkrockbrett. Das klingt alles frisch und wütend wie eh und je und man merkt der Band beim Hören der Scheibe regelrecht die Freude an den Aufnahmen an. Als Start gibt es mit „Sich fügen heißt Lügen“ gleich einen neuen Pogokracher in Slime-Tradition. Da das reggaemäßige „Rebellen“ mit coolem Dead Kennedys-Riff, dann ein Klavierintro bei „Freiheit in Ketten“ und mal frech ein Sex Pistols-Intro bei „Zum Kampf“, für genügend musikalische Abwechslung ist gesorgt. Obwohl die Texte über 100 Jahre auf dem Buckel haben, passen sie überraschenderweise optimal zu Slime. Die Songs klingen fast so, als ob Mühsam die Texte extra für Slime geschrieben hat. Viele Texte passen auch auf die heutige Zeit gemünzt perfekt wie beispielsweise bei dem Song „Seenot“ die Textzeile „wenn die Banker über Leichen gehen“. Viele Songs haben das Zeug zum neuen Slime-Klassiker. Auch wenn der Anfang der folgenden Textzeile aus „Zum Kampf“ etwas altmodisch klingt, so zeigt sie trotzdem, wie gut die Texte von Mühsam zu Slime passen: „„Drum nieder: Reichtum, Bourgeoisie! Drum nieder Knechtschaft, Tyrranie, zum Kampf, zum Kampf, für Anarchie!“ Das neue Werk stellt für mich eine geniale Mischung aus den Alben „Viva la muerte“ und „Schweineherbst“ dar. Die Band zeigt eindrucksvoll, wo der Punkrockhammer hängt und hat in all den Jahren nichts von ihrer Klasse eingebüßt. Nach dem mich das neue Album als alten Fan echt umgehauen hat, geisterten doch so einige Fragen in meinem Kopf herum, die ich dem Gitarristen Elf stellte. Die Antworten könnt ihr im folgenden Interview lesen. Ach, was ich noch kurz anmerken wollte, Slime wollen auch konzerttechnisch immer mal wieder etwas „Back to the roots“ gehen und haben neulich sozusagen ein „Wohnzimmerkonzert“ in der Lobuschstraße in Hamburg/Altona gespielt. Weitere „Wohnzimmerkonzerte“ befinden sich in Planung. So, jetzt kommt aber wirklich das Interview.   Artikel/Interview: Christian Böttjer/Mind the Gap-Fanzine

Christian Böttjer: Elf, mit „Sich fügen heißt lügen“ ist das erste Slime-Album seit 18 Jahren erschienen. Was ist das für ein Gefühl für Dich? Wann habt Ihr die  Entscheidung getroffen, ja, wir nehmen ein neues Slime-Album auf? Bist Du zufrieden mit dem Ergebnis?

Elf: Auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl, weil wir uns selbst sicher sind, dass wir ein richtig gutes Slime-Album hinbekommen haben. Die Entscheidung das in Angriff zu nehmen, haben wir erst nach der Reunion-Tour getroffen. Die Tour war so geil, wir sind mit Alex und Nici als Band so zusammengewachsen, dass wir nicht einfach wieder aufhören wollten. Wir wussten, da geht was und wollten auch gerne weiter die Möglichkeit haben Live zu spielen und es war uns auch klar, dass das nur funktioniert, auch für uns selbst, wenn wir neues Material spielen können. Die Aufnahme und der Mix haben ca. 4 Wochen gedauert.

Christian Böttjer: Damals war „Viva la muerte“ das Album nach Eurer Reunion, diesmal ist es „Sich fügen heißt lügen“, wo siehst Du den Unterschied zu damals?

Elf: Ganz klar die Herangehensweise. Das gute daran war, dass wir endlich mal die Basics, also zwei Rythmusgitarren, Bass und Schlagzeug, live im Studio aufgenommen haben und nicht alles nacheinander. Wir haben es dadurch geschafft, die Livepower die wir auf der Tour hatten, auf Platte zu bannen. Die „Viva la muerte“ klingt für mich so, als ob wir für jedes Stück in einem anderen Studio waren, nicht einheitlich vom Sound.

Christian Böttjer: Was sagst Du zu den bisherigen Kritiken/Reviews, über welches Review  bzw. welche Kritik freust Du Dich ganz besonders? Wie sind die Meinungen von Stephan und Eddie zur neuen Scheibe?

Elf: Wir haben ja fast nur sehr positive Reviews bekommen, das freut uns natürlich sehr, weil es uns bestätigt, dass wir keinen Allerweltspunk machen, den keiner hören will. Am besten fand ich die beiden Verrisse im Rolling Stone und in Konkret. Wenn man bei der Springerpresse bzw. den linken Spießern durchfällt, hat man alles richtig gemacht! Stephan findet die Scheibe gut, meinte nur, sie wäre noch geiler mit eigenen Texten….Von Eddi weiss ich das noch nicht.

Christian Böttjer: Ein Album komplett mit fremden Texten ist schon gewagt. Wie kam es zu der Entscheidung auf Texte von Erich Mühsam zurückzugreifen und keine eigenen Texte zu schreiben?

Elf: Die Idee, Texte von Mühsam zu vertonen ist ja nicht ganz neu. Es gibt viele Liedermacher und unbekannte Bands, die sich da schon rangewagt haben. Wir haben auf dem Rubberslime- Album „Rock’n Roll Genossen“ schon das „Soldatenlied“ vertont. Da die ersten eigenen Texte, die ich zu vier Songs hatte, nicht wirklich passend für Slime waren, habe ich mal Demos der Songs mit Mühsam-Texten den anderen vorgespielt und alle meinten sofort: Das isses, geile Idee! Machen wir genau so! Stephan Mahlers lyrisches Talent hat keiner von uns wirklich, also nehmen wir uns einen legendären Autoren der noch viel mehr Talent hatte und vertonen seine Texte mit unserer Musik. Ich weiss nicht, wie du das siehst, aber ich meine das passt wie die Faust aufs Naziauge.

Christian Böttjer: Das stimmt, da hast Du Recht. Ich finde alle Texte passen optimal zu Slime und kommen so rüber, als ob Mühsam die Texte extra für Euch geschrieben hat. Wie verlief die Auswahl der Texte? Musstet Ihr viel umstellen oder auch umformulieren?

Elf: Ich habe schon jede Menge selbst ausgesucht, weil ich auch 10 von 14 Songs geschrieben habe. Bei einigen hat auch Dirk gesagt, welchen Text er gerne dazu singen würde. Bei dem Song „Bauchweh“ hatte ich zuerst einen anderen Text, der Dirk nicht so passte. Also haben wir dann „Bauchweh“ genommen. Bei einigen Texten haben wir z.B. auch mal zwei Strophen von sechs weggelassen, weil ein siebenminütiger schneller Punksong dann doch too much ist. Wir haben auch Textzeilen rausgenommen, um daraus den Refrain zu basteln. „Der Titelsong z.B. heisst im Original „Der Gefangene“ aber „Sich fügen heißt lügen“ ist halt ein super Chorus, also haben wir den Song auch so genannt.

Christian Böttjer: Habt Ihr manche altertümliche/altmodische Formulierung von Mühsam bewusst so gelassen oder hattet Ihr schon mit dem Gedanken gespielt, eventuell manche Sätze zu ändern sozusagen angepasst an die heutige Zeit?

Elf: Haben wir zuerst mal drüber nachgedacht, das aber schnell wieder verworfen. So  altertümlich/altmodisch finde ich die meisten Sachen auch gar nicht. Das sind halt Gedichte von hoher, lyrischer Qualität. Ich finde einige Songs von der „Schweineherbst“ die Stephan geschrieben hat , klingen auch ganz schön, oder sogar mehr „verschwurbelt“ als die von Mühsam.

Christian Böttjer: Seit wann befasst Du dich selbst mit der Geschichte von Erich Mühsam? Was ist für Dich das besondere bzw. faszinierende an Erich Mühsam?

Elf: Seit Ende der neunziger Jahre als Dirk und ich bei der Band C.I.A. gespielt haben. Da kam der zweite Sänger Marco Gödde von Heiter bis Wolkig mit der Idee an, bei einem Song den Text „Generalstreikmarsch“ zu verwenden. Den haben wir jetzt unter dem Titel „Zum Kampf“ vertont. Damals erschien der uns für die Band zu hart, weil die C.I.A.-Scheibe nicht so sehr politisch war
wie Slime. Da habe ich mir auch von einem Freund ein Buch über Mühsam geliehen, wo auch schon einige seiner Gedichte die wir jetzt vertont haben drin waren und war sehr fasziniert von dem was ich da las über den Mann. Er hat wohl ein teilweise ausschweifendes Leben geführt, halt in den Kreisen der damaligen Künstler, Schriftsteller, Schauspieler, Maler etc. Diese Szene von Bohemiens war schon sehr freiheitsbetont, auch was z.B. Exzesse und Sex, auch Homosexualität anbelangt. Und das in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in der Schwul sein z.B. mit Gefängnis bestraft wurde. Kann ich nur jedem empfehlen sich mal  das Buch „Unpolitische Erinnerungen“ reinzuziehen. Da ging schon ganz gut die Post ab bei den Altvorderen. Nachdem wir uns jetzt nochmal intensiver mit Mühsam beschäftigt haben, haben wir gedacht, der Typ wäre, wenn er heute leben würde, einer von uns.

Christian Böttjer: Klingt sehr interessant, muss ich mir mal besorgen das Buch. Gibt es eigentlich weitere Schriftsteller von früher, deren Texte Dich begeistern?

Elf: Auf jeden Fall habe ich schon als Jugendlicher gerne Edgar Allen Poe gelesen und auch das Original Dracula Buch von Bram Stoker. Ich war schon ein sehr großer Fan von Horror und Fantasy Literatur. SciFi-Fans kann ich Isaac Asimov empfehlen, der viele geniale Kurzgeschichten geschrieben hat die auch verfilmt worden sind. Krimis von dashiell Hammet, wie „Der Malteser Falke“ fand ich auch super.

Christian Böttjer: Wie seid Ihr auf das Cover der neuen Scheibe gekommen?

Elf: Das Cover haben wir von Felix Schlüter machen lassen, der auch schon für die Ärzte oder Jan Delay Cover gemacht hat. Er so ca. 10 verschiedene Motive angeboten und die waren alle gut. Aber das Teil das wir dann ausgewählt haben, sprang uns alle sofort an. Die Idee das mit gelb zu färben hatte dann Chris und das hat es nochmal voll gebracht. Knallt total und sieht aus wie ein Slime-Cover aus den 80ern und nicht wie ne neumodische Photoshop-Bastelei.

Christian Böttjer: Ist noch ein Slime-Album mit Mühsam-Texten denkbar oder vielleicht mit den Texten eines anderen Schriftstellers? Wäre ein neues Slime-Album mit eigenen Texten denkbar oder habt Ihr auch schon mit dem Gedanken gespielt, dass Stephan vielleicht Texte beisteuert?
Elf: Das kann man alles noch nicht so genau sagen zum jetzigen Zeitpunkt. Auf jeden Fall nicht nochmal Mühsam-Texte oder die eines anderen Autoren. Erstmal wollen wir mit dieser Platte auf Tour gehen, nächstes Jahr sicher auch noch ein paar weitere Festivals und ein paar kleinere Läden spielen und dann auch versuchen, was im  nicht-deutschsprachigen Ausland geht. Auf jeden Fall spielen wir Ostern in Bath/England auf dem B.O.B. (Bremen-Oakland-Bath) Festival, da ja immerhin Nici und ich in Bremen wohnen und die Leute die das veranstalten schon lange kennen. Ob Stephan Interesse und Ideen für Slime-Texte hat oder hätte, kann ich überhaupt nicht sagen. Schaun wir mal…

Christian Böttjer: Habt Ihr eigentlich viele Anfragen von Plattenlabels gehabt? Was war ausschlaggebend, dass Ihr Euch letztendlich für „People like you“ entschieden habt? Hattest Du überlegt das Album vielleicht auf Slime Tonträger zu veröffentlichen?

Elf: Wir haben auch bei Indigo gefragt, was die uns anbieten können, wenn wir die Scheibe auf Slime Tonträger rausbringen. Da war definitiv nicht genug Geld da, um das Projekt vernünftig zu produzieren. Studio, Cover, Promotion, der ganze Scheiß kostet halt und das konnten wir nicht selbst bezahlen. Tobbe von PLY hat mich schon in 2009 auf dem Ruhrpott Rodeo gefragt, ob wir nicht mal ne neue Slime-Scheibe machen wollen und da er ein Fan ist und klar war, dass er das ganze auch mit Herzblut unterstützen würde, haben wir bei ihm zuerst angefragt und nach einigem hin und her verhandeln ist da ein sehr guter Deal zustande gekommen, der von niemandem getoppt wurde. Ausser Tobbe arbeitet bei PLY auch noch Antje Lange, die in den 90ern bei Modern Music/Noise war und die ich daher schon gut kannte. Sowas ist immer eine gute Vorraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und mit ein Grund
warum wir letztendlich bei PLY gelandet sind.

Christian Böttjer: Ok, abschließend würde ich ganz gerne einen Soundcheck mit Dir machen zum neuen Slime-Album: Bitte sag mir 2,3 Kommentare, was Dir zu den einzelnen Songs des neuen Albums einfällt:

Sich fügen heißt lügen:

Elf: Schneller Power Punk Song mit leichten Metal Anleihen. Macht Spaß den zu spielen….
Das Originalgedicht heißt: Der Gefangene und wurde 1919 geschrieben in der Festungshaft, wo Mühsam nach dem Scheitern der Münchener Räterepublik 5 Jahre lang eingesperrt wurde. Das Manifest eines unbeugsamen Geistes.

Rebellen:

Elf: Ein bisschen abgekupfert von Jellos Guantanamo School, mit denen wir drei Shows in 2011 zusammen gespielt haben. Ist mir beim schreiben gar nicht bewusst gewesen, dass das Riff ähnlich ist wie ein Song von Jello. Gemischt mit dem reggaeartigen Part ergibt das auch eine kleine Hommage an „Deutschland“ vom ersten Slime-Album.

Freiheit in Ketten:

Elf: Das Intro war ursprünglich mit `ner Akustikgitarre gedacht. Im Studio lief aber die ganze Zeit der Thies Mynther rum, weil er da ein kleines eigenes Studio in dem Komplex hat und der kann sehr gut Klavier spielen. Also haben wir ihn spontan gefragt, ob er Bock hat sich einen Klavierpart für das Intro zu überlegen, was er dann auch tat. Finde ich geil, ein Klavier ein Klavier ! Und das auf ner Slime Platte….

Wir geben nicht nach:

Elf: Ein super Text für alle, die sich den herrschenden Verhältnissen nicht beugen wollen und dagegen aufbegehren.
Seenot: Elf: Der einzige „eigene“ Text, inspiriert von Mühsams gleichnamigen Gedicht, das aber viel zu lang ist um daraus einen Punksong zu stricken. Geschrieben hat den mein alter Kumpel Andi Hüging, der auch schon bei meiner Band ELF als Drummer und Texter dabei war. Sehr talentiert der Mann. Hat den Originaltext genommen und eingedampft auf die wesentlichen Aussagen zum Thema des Jahres: Banken/Finanzkrise bzw. wie die Reichen immer reicher werden und das natürlich nur auf Kosten der ärmeren überhaupt möglich ist.

Bürgers Alptraum:

Elf: Noch ein Text zum selben Thema wie Seenot. Schon erstaunlich, wie ca. 100 Jahre alte Lyrik auf die heutige Zeit passt wie ein Schlag in die Fresse des satten Bürgertums.

Bett aus Lehm und Jauche:

Elf: Genialer Antikriegstext aus dem Jahr 1917, also gegen Ende des 1. Weltkrieges. Eine Strophe haben wir hier auch weggelassen, da der Song sonst zu lang geworden wäre. Ist inhaltlich aber kein Problem. Der Funkverkehr am Ende des Songs ist aus dem über Wikileaks veröffentlichtem Skandalvideo Mitschnitt namens „Collateral Murder“ in dem man mitverfolgen kann, wie von einem Hubschrauber der Amis aus auf harmlose Zivilisten in Bagdad gnadenlos gefeuert wird und am Ende diverse Tote auf der Straße liegen: „Come on, let us shoot“ sagt der Pilot über Funk zur Leitzentrale der US Army……Ja, Ja, so ist der edle Kriegerstand……..
Revoluzzer: Elf: Ursprünglich der deutschen Sozialdemokratie gewidmet, die ja auch kein Problem damit hatte dem deutschen Kaiser in den 1. Weltkrieg zu folgen.

Trinklied:

Elf: Den Text  wollten wir auch, genau wie „Das Beil“ mit auf der Scheibe haben, weil er die andere, lebensbejahende Seite Mühsams zeigt und uns genauso wie ihm aus der Seele spricht. „Trinken ist Leben und Leben ist trinken, nieder der Schwächling der trunken fällt“ was für eine Zeile!

Zum Kampf:

Elf: Da es bei dem Text um den Kampf für Anarchie geht, konnt ich nicht anders als im Intro „Anarchy in the UK“ von den Sex Pistols zu zitieren. Auch sehr interessant mal nachzulesen sind Mühsams Ausführungen zum Thema Anarchie. Das hat natürlich nichts mit dem zu tun, was die bürgerlichen Medien immer so falsch darstellen, nämlich Chaos und Mord und Totschlag. Das findet ja eher in Diktaturen statt und auch immer wieder gerne mit in Gang gesetzt von so genannten Demokratien.

Bauchweh:

Elf: So schnell wie Slayer schaffen wir es nicht ganz, aber in die Richtung sollte es musikalisch ein bisschen gehen. Auf die Fresse! Und Bauchweh kann man bei der ganzen Scheiße die immer wieder auf der Welt passiert auch immer mal wieder kriegen.
Lumpen: Elf: Hört sich fast an, als ob er über Straßenpunks geschrieben hat und das auch noch mit viel Selbstironie….

Das Beil:

Elf: Passt wirklich gut zu Dirk, deswegen wollte er den auch gerne dabei haben. Mit über 50 Jahren läuft halt manches nicht mehr ganz so wie in jungen Jahren, aber das ist noch lange kein Grund sich die Kugel zu geben.

Christian Böttjer: Elf, vielen Dank für das Interview! Hast Du abschließend noch eine Message?

Elf: Es gibt noch Slime Scheiben in den Läden . Geht los und holt sie euch!
Und kommt zu unseren Konzerten. Die Tour startet am 2.10. in Dresden…

 

Dieses Interview wurde uns freundlichweise vom MIND THE GAP (www.facebook.com/mindthegapfanzine) Fanzine zur Verfügung gestellt, wofür wir uns frecht Herzlich Bedanken.
Die neue Print Ausgabe dfes großartigen Zines, indem sich dieses Interview auch befinden wird, wird Ende 2012 / Anfang 2013 erscheinen.