Erstmal Hallo und Danke dass ihr euch die Zeit nehmt für dieses Interview. Ihr habt erst vor kurzem eure Tour mit den Jungs von The Old Firm Casuals und dem Punk-Urgstein Lars Frederiksen hinter euch gebracht und jetzt steht ihr mit einem neuen Longplayer in den Startlöchern. Grund genug mit euch mal ein bisschen zu plaudern! Wie lief die Tour und wie kam der Kontakt zu Lars Frederiksen zustande?
Sebi: Auch Dir erst mal vielen Dank für das Interesse an unserer Band. Die Tour lief super für uns und war in unseren Augen ein voller Erfolg. Gerade die Gigs unter der Woche haben uns gezeigt wie viel Interesse die Leute da draußen an uns uns haben und gemeinsam mit THE OLD FIRM CASUALS im Tourbus war es auch menschlich eine tolle Zeit, wir hatten eine Menge Spaß an den Backen. Das wird auf jeden Fall wiederholt und die Planungen laufen auf Hochtouren das wir mit den Amis zusammen an der Westküste der USA touren. Hängt ein bisschen mit unseren Zeitplänen für 2013 zusammen, aber gerade fürs 15. Bandjahr ist so eine Möglichkeit natürlich ein Traum! Die lustigen Geschichten und der Zusammenhalt unserer Bands ist wirklich kaum zu beschreiben und ein Highlight in der Bandgeschichte. Tommi,Lars und ich haben auf der Tour gejammt und Lars hat schon Ideen für ein paar gemeinsame Songs. Wenn es unsere Zeit erlaubt werden wir sicher nochmal darauf zurückkommen,das kann noch interessant werden. Mal sehen wie sich das entwickelt.
Kontakt habe ich mit Lars seit 2 Jahren und wir sind im Laufe der Zeit Freunde geworden. Er ist ein aufrichtiger, sensibler Mann und weit davon entfernt ein „Rockstar“ zu sein. Witzigerweise verfolgt er das was wir machen von Anfang an und als Plattensammler hat er seit unserer ersten Single fast alle Veröffentlichungen von uns. Auf der Tour hat er meine Familie und mich zu Hause besucht und wir stehen uns schon sehr Nahe. Selten habe ich einen offeneren Menschen als ihn getroffen. Ich schätze ihn als Freund und Musiker. Auf der diesjährigen Tour von RANCID vor ein paar Wochen waren wir als Main Support gebucht, mussten aber unsere Shows alle canceln, da die Frau unseres Saxophnisten in dem Zeitraum ihr erstes Kind erwartete und Holgi dann natürlich nicht auf Tour gehen konnte. Nächstes Mal sind wir dann dabei, anyway.
Du sprichst die neue Platte an, wir können es gar nicht abwarten sie endlich zu veröffentlichen. Wir haben eine Menge Energie in die Songs gesteckt und wollen jetzt endlich alle daran teilhaben lassen. Beim Song „Heartbeat“ hat Lars Frederiksen auch mitgewirkt und einen tollen Gastauftritt hingelegt. Für den Text hatte ich 2 Strophen und den Refrain im Kopf und Tommi hat dann den Song wahnsinnig arrangiert. Das war so das Prinzip bei der Platte. Die Texte waren von mir vorbereitet und im Proberaum haben wir uns dann um das musikalische Arrangement gekümmert. Alles gemeinsam als Band. Tommi hat sich seine Zeit dann genommen und das alles ins musikalische verpackt. Als das soweit stand wurde das Grundgerüst geprobt und ausgebaut. Es waren lange und anstrengende Wochenenden, aber es hat alles gepasst und die Vorgehensweise hat die Platte genau deswegen so lebendig gemacht. Wie vorhin erwähnt singt Lars bei „Heartbeat“ mit. Er hat die 3. Strophe auf englisch geschrieben und eingesungen. Passt hervorragend zu dem Song und es erfüllt uns natürlich mit Freude das er mit an Bord ist und auch noch kompositorisch beteiligt ist.
Woher nehmt ihr momentan all die Energie? Ihr seid aktiver denn je. Neues Album, mehrere Split-7“ in der letzten Zeit, eine relativ große Menge Konzerte und fast jeder von euch spielt noch in anderen Bands.
Sebi: Passion,Mann, es funktioniert nur mit Passion und einer Menge Spaß. Ich frage mich öfters wie das alles so funktionieren kann und habe tatsächlich keine wirkliche Erklärung. Die verschiedenen Charaktere in der Band und unsere Freundschaft zueinander ergänzen sich einfach wahnsinnig. Es spielen da Dinge wie Disziplin und den Willen das Kind am laufen zu haben eine große Rolle, aber in erster Linie ist es die familiäre Freundschaft die uns verbindet. Jeder hat seine „Aufgaben“ innerhalb des Bandgefüges und kennt die Schwächen und Stärken der anderen Jungs. In Sachen Songwriting haben Tommi und ich einen absoluten Zugang zueinander gefunden, da greift ein Gedanke in den anderen während der Phasen des Songschreibens. Und natürlich steckt da auch eine Menge Arbeit hinter, so einen Flohzirkus am laufen zu halten. Jeder hat seine Sachen neben STOMPER 98 und das verlangt auch alles seine Energie und wenn wir dann alle aufeinander treffen ist es oft auch ein wenig chaotisch,aber das macht die Sache spannend und liebenswert für mich. Wie ein Familientreffen sozusagen. Nicht zu vergessen sind die Menschen die uns begleiten und hinter den Kulissen für uns da sind. Wir sind mit einer tollen Crew unterwegs, denn wären es nur wir 6, dann wäre das oft zu viel Arbeit. Im Hintergrund sind ein paar tolle Menschen die uns tatkräftig unterstützen wie beim Sound,Aufbau,Abbau,Merchandise,fahren etc. , ohne die würde es gar nicht gehen. Naja, und ohne den Support der Familie wäre das auch nicht möglich. Unser Label SUNNY BASTARDS lässt uns auch großen Spielraum und schenkt uns fast blindes Vertrauen.Wir können ohne zu übertreiben sagen, das wir schon eine tolle Ausgangsposition haben. Für Konzerte haben wir die Hilfe von MAD TOURBOOKING und planen alle unsere Touren gemeinsam. Also wie Du schon raus hörst, steht natürlich der Spaß an der Musik in erster Linie, doch ganz ohne Hilfe von Crew,Freunden und Familien würden wir das nicht hinbekommen. Das was wir haben ist nicht selbstverständlich und wir haben den Spaß und den Ehrgeiz das auch so zu erhalten wie es ist ! I.S.P. for life !
15 Jahre Stomper 98! Ihr zählt mittlerweile in Deutschland zu einer der beliebtesten Oi! Bands. Ihr habt bereits mit Lars Frederiksen gespielt bzw. ihr hättet mit Rancid spielen können. Eine der interessantesten Punkbands der 90er Jahre. Ihr habt in der Zeit seit dem du an den Gesang gewechselt hast eine steile Karriere hingelegt. Hättest du dir das damals vorstellen können und in welche Richtung wird der Zug weiter fahren?
Sebi: Karriere und beliebt hört sich irgendwie schräg an. Ich denke wir haben einfach immer unser Ding gemacht und die Musik, die Attitüde und den Stil nie verändert. Alles was wir erleben dürfen sehe ich als ein großes Geschenk und Abenteuer. Fast 15 Jahre begleitet mich die Band und bei allen wichtigen Ereignissen in meinem Leben seit den frühen Zwanzigern ist die Band allgegenwärtig. Das ist ein Teil von mir und ich habe da auch schon jeden Zustand erlebt den man sich vorstellen kann. Ziemlich genau weiß ich noch wie es war sich den Arsch abzuspielen,hunderte von Kilometern zu fahren und um dann vor 20-30 Leuten zu spielen, die sich nicht mal die Supportband – in dem Fall wir – angesehen haben. Wenn Du auf bepissten Matratzen pennst,bei irgendwem auf dem Fußboden oder in Frankreich von den Bullen um hunderte Euros (damals noch D-Mark) erleichtert wirst und es dann bessere Zeiten gibt,dann weiß man das einfach zu schätzen. Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken das alles nur ein Traum ist, wie viele Leute unsere Band kennen und/oder sich für uns begeistern. Wir bekommen Post von Kids denen wir mit unserer Musik geholfen haben ihr Leben auf die Kette zu kriegen. Das ist etwas Besonderes und damit gehen wir auch vorsichtig um. Da es nie eine Option war die Band zu einem Job zumachen,ist auch alles relaxt was Konzerte etc betrifft. Wir haben keinen Druck und können uns ganz entspannt auf neue Sachen vorbereiten. Mein Job in einem Lager ist ein durchschnittlicher Arbeiterjob, da hab ich zwar relativ flexible Möglichkeiten bei der Urlaubseinteilung,aber meist stehe ich Montag morgens um 6 wieder auf der Schicht. Da werde ich regelmäßig erinnert was wir für tolle Möglichkeiten haben und genieße alles doppelt.
Für uns geht es weiter wie bisher. Ende September erscheint die neue Platte „Bis hierher“ und dann geht es im Herbst wieder in die USA nach New York. Am 1.Dezember findet im Conne Island in Leipzig unsere Record Release Show statt und dann ist das Jahr auch schon wieder um. Für uns ist die Veröffentlichung der Platte schon sehr aufregend, denn wir haben lange daraufhin gearbeitet und sind wirklich gespannt wie die Leute sie aufnehmen. In Sachen musikalischer Ausrichtung oder Stil hat sich nichts verändert zu den älteren Scheiben. Allerdings sind wir diesmal ein bisschen anders daran gegangen als bei den Scheiben davor. Wir haben monatelang im Proberaum gefeilt & arrangiert, das merkt man den Songs an. Bei den Aufnahmen selber habe ich teilweise gedacht ich stehe vor einem riesigen Berg, den ich nie bezwinge. Da mussten wir uns alle strecken, denn es sollte alles stimmig sein.
Der Zug bleibt so in Fahrt wie bisher und mal sehen was dann 2013 – im fünfzehnten Bandjahr – alles so passiert. Wir haben genug Pläne und Ideen das es spannend bleibt.
Da wir gerade schon bei der neuen Scheibe und der „Passion“ waren. Passion zum Skinheadkult oder die Passion zum Musik machen? Ich denke bei eurer Band kommt beides definitiv auf einen großartigen Nenner, wenn ich mir das neue Album so anhöre. Man merkt, wie schon auf den vorangegangenen Alben, dir liegt die Liebe zur Szene sehr am Herzen und der Song „Go Back To Oi! School“ ist da ein passendes Statement. Was war der Auslöser zu diesem Song und wie siehst du die momentane Skinheadszene?
Sebi: Hm, irgendwie Beides, ja. Wobei ich schon sagen muss, dass ich da auch nicht wirklich drüber nachdenke. STOMPER 98 ist halt so wie es ist. Natürlich gibt es da die Zugehörigkeit zur Skinheadszene, aber wir merken über die Jahre, dass es auch sinnlos ist sich als Band – oder als Mensch – selbst zu limitieren was Musik betrifft. Es gibt soviel Musik da draußen und wir sind sechs Leute, da kommen natürlich auch eine Menge Ideen zusammen. Die „Szene“ selber können wir nicht beeinflussen und das ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Frag die Kids was ihnen wichtig ist, wie sie ticken und was sie als „Szene“ betrachten. Da hast Du bei 20 Leuten gleich 20 Meinungen. Mein Umfeld ist nicht auf Szene reduziert, die meisten Freunde kommen allerdings irgendwie aus dem Bereich, das stimmt schon. Da wir alle jetzt 20 und mehr Jahre unterwegs sind, macht man sich natürlich Gedanken um die Veränderungen. Das würde ich aber auch gar nicht so Szene bedingt sehen, es ist eher eine Frage der Gesellschaft an sich und subkulturelle Szenen sind da auch nur ein Spiegel der momentan vorherrschenden Situation in Wirtschaft,Politik etc. Mein Blickwinkel auf die Skinheadszene ist dabei vollkommen irrelevant, denn für junge Leute gibt es nichts schlimmeres als wenn alte Typen sich hinstellen und sagen „früher war es so & so“ oder viel schlimmer noch „früher war alles besser & ihr wisst gar nicht wie toll das war“. Das ist genau das was niemand braucht und nicht besser als die alten Hippies in den Siebzigern, die den musikalischen und kulturellen Ton angeben wollten und dachten mit ihrem altem Mief besonders innovativ zu sein. Natürlich haben ältere Leute Erfahrung, aber weißt Du wie es sich anfühlt wenn die Nase bricht, obwohl Du noch nie einen Schlag aufs Nasenbein bekommen hast? Nein, denn erzählen bringt nichts, das müssen die Kids selber erleben und dann wissen sie auch damit umzugehen. Mein Leben findet im Hier und Jetzt statt und Erinnerungen was früher war sind oft lustig und irgendwie verklärt, aber grundsätzlich liebe ich die Gegenwart, auch was die SKinheadszene betrifft.
Ursprünglich kommt „Go Back To Oi! School“ eigentlich daher, das wir uns mal bei `nem Coversong (Business „Real Enemy“) im Proberaum übelst verspielt haben und Phil mit großem Gelächter mit dem Stick auf mich zeigte und sagte „Go better back to Oi! School,Brother“. Den Satz fand ich super und habe ihn 1-2 Jahre mit mir rumgeschleppt und hatte immer so Sachen wie „New School,Old School,Oi! School“ im Kopf. Naja, und dann kam irgendwann der Text dazu. Die Interpretation überlasse ich anderen. Gerade in Bezug auf STOMPER 98 sagen wir halt direkt wie WIR die Szene sehen und das viele Sachen die von Anfang an über Oi! erzählt und verbreitet wurden einfach nicht stimmen. Alleine diese Vorwürfe „die sind alle unpolitisch“ ist völliger Blödsinn. Gewalttätig, rechtsradikal und was weiß ich noch alles. Alles Humbug und Szenepäpste,anonyme Internethetzer etc., das hat alles nichts mit Subkultur oder dem Skinhead Way of life zu tun. Deswegen „Go back to Oi! School“ und erst mal Hausaufgaben machen.
Auch auf der neuen Scheibe geben wieder die typischen Stomper 98 Songs wie „40 Jahre“ oder auch „Kategorie Oi!“ mit wütend treibenden Beat und eurem ureigenen Stil den Ton an. Aber es finden sich auch extrem melodische Songs wie beispielsweise „Bootboy“auf dem Album. Irgendwie erinnert mich gerade die neue Scheibe immer wieder an französischen Oi! der 80er Jahre. Ich muss da speziell an die melodiösen Komintern Sect oder auch den Warrior Kids denken. Ein Vergleich mit dem ihr Leben könnt oder seht ihr das komplett anders?
Sebi: Auf jeden Fall! Nachdem wir über die Jahre Bands wie „Komintern Sect“ und „Camera Silens“ wieder ein bisschen aus der Versenkung geholt haben ist es für uns eine Freude die positiven Einflüsse ihrer Songs bei uns ein wenig einfließen zu lassen. Gerade die französischen Bands haben es geschafft Härte mit Melodie zu kombinieren und dabei nicht weichgespült zu klingen. Mit einem Saxophon ist es oft nicht so leicht das alles unter einen Hut zu bekommen und für mich haben wir auf der neuen Platte zum allerersten Mal wirklich den Spagat geschafft es in die Musik einzubauen, ohne das Augenmerk zu sehr draufzulegen. Bei „40 Jahre“ hat Tommi ein Riff gebracht was mich nahezu sprachlos gemacht hat und mit dem Breakdown zum Refrain bin ich beinahe umgefallen. Das von Dir angesprochene „Bootboy“ ist auch so ein Song. Ernster, kämpferischer Text mit stampfenden Drums und ein leichter Offbeat. Dazu der Chorus in den Strophen. Mann, so wollte ich immer das wir klingen. Generell haben wir auf dieser Platte bewusst versucht diese Einflüsse von alten Punkplatten in die Produktion einfließen zu lassen. Vom Soundgewand her haben wir die moderne Technik natürlich genutzt, aber beim Gesang zum Beispiel in dem Rahmen gearbeitet, soviel wie möglich am Stück einzusingen um alles lebendig zu haben. Teilweise sind da Stellen wo ich später schmunzeln musste wie anstrengend es war dort hinzukommen. Die Jungs haben mich fast wahnsinnig gemacht und mir alles abverlangt. Wir sind keine Freaks ,die jetzt unbedingt alles so haben wollen wie 1982, denn die Rahmenbedingungen sind ja weitaus besser was die Technik betrifft, aber das Gefühl,Lebendigkeit und Authentizität von älteren Produktionen vermisse ich bei modernen Platten oft. Da klingt jeder Refrain gleich. Und warum? Weil alles per Klick eingespielt ist und kopiert. Darüber hinaus macht es keinen Sinn, wenn der Drummer nicht „klickfest“ ist und das Schlagzeug sich dann zu sehr daran orientiert und die Lebendigkeit eines eigentlich guten Drummers verloren geht.
Als einziges Cover findet sich diesmal der wirklich längst in Vergessenheit geratener Song „K.I.P., der mir eigentlich nur in Erinnerung geblieben ist, weil es für mich das erste Stück gewesen ist bei dem ich bei einer Band aus Deutschland das erste mal Oi! Oi! Oi! im Songtext gehört habe. Wie kamt ihr da ausgerechnet auf die Band KFC?
Sebi: „Trink Genosse Trink, Denk Genosse Denk, Qualität ist Quantität, zum Saufen ist es nie zu spät, Knülle im Politbüro Oi!Oi!Oi!“ – ach das ist eigentlich nur ein Spaß und ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl in die Richtung der Leute, die uns das Leben schwermachen wollen. Da würde ich jetzt nicht zu viel rein interpretieren. Ansonsten sind Bands wie DER KFC,DAILY TERROR,SLUTS,NOTDURFT,DIE ALLIIERTEN,COTZBROCKEN usw. natürlich maßgeblich an der subkulturellen Sozialisierung in unserer Jugend schuld und eine kleine Hommage ist immer drin. Als wir im letzten Herbst/Winter die Wochenenden im Proberaum verbracht haben und dann im Studio loslegten, habe ich bewusst viel so altes Zeug gehört und die Platten rausgekramt, weil ich die Wut & die Aufbruchstimmung so mag und diese Energie für mich nutzen wollte. Es hätte auch „Der Friseur“ von ALLIIERTEN sein können. Finde ich auch großartig. 30 Sekunden Gaspedal wie schon die CRO MAGS Nummer auf der „Tage Deiner Jugend“. Ich hoffe das einige Kids die mit den alten Punkplatten nicht so vertraut sind diese Bands wiederentdecken und merken, das dort die Wurzeln von einigen deutschen OI! & Punkbands liegen
Stomper 98 goes Country!??! Habe ich das beim Ochsensong II richtig gehört? Ist da diesmal ein Banjo mit an Bord? Wer spielt es und wer hatte die Idee dazu?
Sebi: Um Gottes Willen, Nein hahaha! Auf der „Für die Ewigkeit“ hatten wir 2 Songs (Gesiebte Luft & Nur bei Dir), wo wir ja schon in diese Richtung geklungen haben und mit dem OCHSENSONG II bot es sich an das Thema nochmal aufzugreifen. Country höre ich da weniger, eher ein bisschen folkig angehaucht. Der Text ist ja kämpferisch,trotzig und fröhlich. Dementsprechend sollte auch die Musik sein. Das Banjo spielt ein Bekannter hier aus Göttingen, der macht sonst so Irish Folk Punk/Rock und er hat uns mittags im Studio besucht und das eingespielt. Hat ordentlich Schmiss und rundet den Song gut ab. Die Idee kam uns schon im Proberaum, denn der Refrain bietet hervorragend Platz für so eine Spielerei. Bei dem Lied klingt das Saxophon übrigens genauso wie bei unseren ersten Gehversuchen und Holgi hat es geschafft das Thema vom OCHSENSONG I aufzugreifen, ohne sich selbst zu kopieren. Nun beschimpfen wir die Polizei bzw. den Staatsapparat halt ohne missverstanden zu werden. Da haben wir das Klassenziel definitiv erreicht,hahaha.
Wo wir schon auf die einzelnen Songs eingegangen sind, hast du ein paar Zeilen bzw. Komentare zu den anderen neuen Songs. Über K.I.P,Heartbeat, 40 Jahre, Ochsensong II und Bootboy haben wir ja schon gesprochen. Wie sieht es mit mit den anderen Songs aus. Gibt es zudem ein oder anderen Song da auch irgendwelche Anekdoten zuberichten, oder welche Songs liegen dir besonders am Herzen?
Sebi: Seit unserem letzten Longplayer „Für die Ewigkeit“ ist eine Menge bei uns passiert und die neue Platte lebt von all diesen Ereignissen. Wer ein bisschen verfolgt hat was bei uns so los war bzw. was für ein Aufriss um STOMPER 98 von außen gemacht wurde, der kann sicher nachvollziehen das es da Momente gab die echt schwierig waren und natürlich auch viele tolle Sachen, die wir erleben durften. Das ganze Auf & Ab hat auf „Bis hierher“ einen musikalischen Anstrich bekommen und wir haben da vieles thematisiert. Die Interpretationsmöglichkeiten bei einzelnen Songs sind da wirklich groß und ich empfinde es als Wohltat das enge Korsett der eigenen Limitierung, der wir uns manchmal unterworfen haben, ein wenig zu lockern. In erster Linie unser Stil, absolut Skinhead Rock`n`Roll, auf den zweiten Blick aber sehr viel abwechslungsreicher als z.Bsp. der Vorgänger „Für die Ewigkeit“.
Jeder Song steht für sich, funktioniert auch einzeln und trotzdem zieht sich ein „roter Faden“ durch die Titel. Ich kann da jetzt gar keinen einzelnen Song rauspicken welchen ich am Besten finde. Beim Opener „KATEGORIE OI!“ z.Bsp. spielen wir beim Text mit dem Klischee der Ausgrenzung innerhalb der Punkrockwelt. Es gibt so einige da draußen, die erst mal die Nase rümpfen wenn sie OIOIOI hören. Die Leute, bzw. die Szene brauch anscheinend diese Einteilungen und Kategorisierungen. Daraus ist die Idee zu dem Song entstanden. Ich höre selber so viele verschiedene Arten von Musik, da muss ich manchmal schmunzeln wie sich das alles nennt oder benannt wird. Und gerade wenn sich über einem das Maul zerrissen wird ohne das wir selbst mal angesprochen werden oder mit uns geredet wird, dann macht es auch Spaß solche Songs zu schreiben. Jedes mal wenn ich die Platte gehört habe finde ich einen anderen Song der besonders hervorsticht und wo ich dann an Situationen denken muss, wie er entstanden ist und was in mir vorging als ich den Text schrieb. Alleine „Löwenherz“ lässt es mir kalt den Rücken runter laufen, bei dem was da musikalisch draus wurde. Ursprünglich dachte ich an meinen ältesten Sohn als mir die Idee kam. Obwohl er noch jung ist hat er leider schon in manchen Situationen feststellen müssen wie hart die Gesellschaft urteilt und wie schnell man ohne großes Dazutun zum Außenseiter werden kann. Am Ende kam dann eher etwas anderes bei raus. Ich denke bei der Nummer halt immer an ihn bzw. meine Kinder.
Wenn die Platte endlich erscheint, wird sicher jeder der uns hört seine Lieblingssongs finden und am Ende sehen wir dann live was da so geht. Darauf freue ich mich am meisten,ein frisches Set mit einer Menge neuer Songs live zu spielen.
Kommen wir zum Artwork von „…Bis Hier Her!“ . Ich kenne bis jetzt nur die Frontseite der neuen CD und da fällt mir eine gewisse Ähnlichkeit zur letzten Mini CD auf. Wer ist dafür verantwortlich und wird die Cd und die Lp sich von einander unterscheiden? In welcher Auflage erscheint die Lp?
Sebi: Das Cover ist wieder von Nico (www.slamstattoo.de) aus Nordhausen. Er hat uns das gesamte Artwork bei der „Tage Deiner Jugend“ gemacht und das Cover für die „Antisocial“ Mini CD. Ein guter Freund der Band und gleichzeitig lasse ich mich gerne von ihm tätowieren. Die Ideen haben wir selber und er setzt das dann perfekt für uns um. Das Booklet etc. macht für uns seit längerem Raoul von „Kickstart Graphics“ aus Luxemburg. Auch ein guter Freund der Band. Wir arbeiten am liebsten mit Leuten die wir kennen bzw. finden es wichtig eine Basis zu haben, um Verständnis für das zu finden was wir wollen. Sie Beide wissen immer in welche Richtung es gehen soll und das passt hervorragend.
Die Ähnlichkeit zum „Antisocial“ Cover ist Absicht und steht plakativ und klassisch ohne große Schnörkel für die Situation der Skinheadkultur. Wir können gerne streiten ob Skinheads selber schuld sind, ob es eine Opferrolle ist oder von außen herbeigeführt wurde, aber zu der Musik gibt es einfach kein passenderes Bild. Natürlich ist es auch eine Liebäugelei mit den Wurzeln der 2. Skinhead Welle Anfang der achtziger Jahre.
Das LP Cover wird identisch sein und im Klappcover. Alles ganz schick und verschiedene Farben, denn schließlich ist Vinyl das wichtigste Format. Die Scheibe erscheint bei CRAZY UNITED RECORDS und zusätzlich gibt es noch eine Picture Single mit dem Titeltrack „Bis Hierher“ auf CONTRA RECORDS. Da enthält die B Seite eine Spoken Words Nummer von Roger Miret (Agnostic Front) und eine Liveversion von „Für die Ewigkeit“. Ich bin auf beide Platten mächtig gespannt! Die Auflagen weiß ich gar nicht,wenn ich ehrlich bin. Da fragst du am besten mal bei den Labels nach, die wissen das mit Sicherheit.
Ich muss nochmal ein anderes Thema das mir unter den Nägeln brennt ansprechen. Insane Dogs, war das eine einmalige Sache für die Split mit The Old Firm Casuals oder ist da in naher Zukunft noch mehr zu erwarten?
Sebi: Ursprünglich hatten wir eine handvoll Songs und ich wollte noch eine Band haben mit der ich ein bisschen jammen und Mini Club & Kneipenshows spielen kann, wenn es bei STOMPER 98 gerade ein bisschen ruhiger zugeht. Nun ist es aber so, dass wir durchgehend zu tun haben und ich kaum Zeit finde da den Fokus auf eine andere Band zu legen. Wenn es wieder ein bisschen weniger wird, geht es auch mit INSANE DOGS weiter, aber das ist eh ein komplett anderes Ding als S98. Wir haben da mittlerweile auch 15 Songs und schauen mal was wir damit in Zukunft machen.
Zur Record Release Party des neuen Albums habe ich was von internationalen Acts aufgeschnappt. Ist das alles schon in trocknen Tüchern? Wer wird da genau mit an Bord sein? Habe ich richtig gesehen das die legendären Subculture vom „Oi! Oi! Thats Yer Lot“-Sampler mit im Booot sind?
Sebi: Mit SUBCULTURE spielen wir am 2.März 2013 in London/UK! Da freuen wir uns schon mächtig drauf ! Zusammen mit THE TEMPLARS,BOOZE & GLORY, GIMP FIST u.a.
Unsere Record Release Show findet am 1.Dezember im CONNE ISLAND in LEIPZIG statt! Mit an Bord haben wir MARABOOTS,SHOCK TROOPS,BOOZE & GLORY und IRON CROSS. Nach der Show wird es noch Reggae,Ska, Soul usw. von verschiedenen DJ`s geben und wir wollen damit unser Jahr ausklingen lassen. Tickets gibt es unter www.conne-island.de !
Da wir sehr selten spielen wollen wir natürlich auch immer eine gute Mischung aus jungen, neuen und schon großen bzw. bekannten Bands dabei haben. So das jeder was davon hat. Als wir anfingen gaben uns viele Bands eine Chance und das wollen wir auch selbst so machen, jetzt wo wir die Möglichkeiten dazu haben. Die Release Show in Leipzig wird sicher ein Knaller, denn dort haben wir bisher immer großartige Shows gehabt. Und das Line-up ist echt ein Knaller! Internationaler geht kaum und für jeden was dabei!
Wenn ich an die im wahrsten Sinne des Wortes schweißtreibenden Shows in Dortmund in der Kaktusfarm denke, wann beehrt ihr wieder den Ruhrpott?
Sebi:Holy Shit, der Ruhrpott und Umgebung ist immer geil! Keine Ahnung, aber wir treffen irgendwie den Nerv der Leute dort! Auch in Köln – nicht ganz Pott ,hahaha – vor ein paar Monaten war ein Knaller und hatte was von Fitness in der Sauna. Für 2013 lassen wir es gerade ruhig angehen und haben noch nicht entschieden was wir so machen. Aber ich bin sicher das wir auch einen Abstecher in den Ruhrpott machen, das ist einfach ein Muß!
Ihr habt euch bereits mit sämtlichen Größen die Bühne geteilt. Wer würde da noch auf eurer Favoritenliste stehen?
Sebi: Ich habe da keine Liste, aber ein paar Träume wurden da schon erfüllt. Ehrlich gesagt habe ich da nicht so große Ambitionen in der Richtung mit welchen Bands ich unbedingt die Bühne teilen muss. Ganz ehrlich, wir haben so viele tolle Leute auf Gigs und auf Tour kennengelernt, da wüsste ich jetzt gar nicht was da noch kommen soll. Natürlich wäre es toll mal mit Bands zu spielen die ich selbst gerne höre, aber das ist jetzt nix wo wir drauf hin planen. Wenn man selber spielt ist es für mich sowieso schwierig die anderen Bands dann komplett zu sehen und so zu feiern wie ich das mache wenn ich so auf Konzerte gehe. Da habe ich persönlich oft mehr von und kann richtig abschalten.
Ihr spielt demnächst auch wieder in New York mit den Templars. Wie werdet ihr dort drüben als deutsche Band aufgenommen? Bei uns spielt ihr meisten als Headliner, dort drüben denke ich aufgrund der Sprache eher nicht. Ist das amerikanische Publikum trotzdem textsicher?
Sebi: Textsicher ist da niemand, die bewegen nur die Lippen oder singen mal im Refrain mit,hahaha. Bisher waren unsere Shows drüben immer sehr gut besucht,wobei wir ja auch kein Headliner sind und eher einen Exotenbonus haben. Von Anfang an haben wir viele Platten in den USA unter die Leute gebracht und unser Sound funktioniert halt bei vielen Amis. Überall wo wir hinkommen kennen uns die Leute und gehen gut ab. Das ist schon abgefahren alles und eine komplett andere Szene als bei uns. Sehr viel bodenständiger und auch härter alles. Die Bands werden nicht annähernd so gut behandelt wie bei uns in Clubs und die Shows sind auch nicht so groß. New York ist schon eine abgefahrene Stadt und wir sind jedes mal gerne dort. Teile unserer ISP Crew leben dort und die ganze Sache ist da ja auch entstanden vor mittlerweile 12 Jahren.Das wir daraus `ne weltweite Nummer geschaffen haben ist echt schräg. Im Prinzip hätten wir schon oft drüben touren können, aber das scheitert immer daran das wir nicht ganz soviel machen wie wir eigentlich könnten. Der Zeitfaktor spielt bei 6 Leuten in einer Band schon eine große Rolle.
Ich muss noch ein letztes mal auf eine Antwort vom Anfang zurück greifen, da fiel das Wort Plattensammler im Zusammenhang mit Lars. Wie sieht es bei dir aus, bist du ebenfalls nach wie vor Plattensammler? Was war das letzte was du dir an neuer Musik zugelegt hast? Ich könnte mir vorstellen da du ja doch sehr viel in der Weltgeschichte rum kommst das du unseren Lesern da vielleicht das ein oder andere interessante Teil empfehlen kannst.
Sebi: So verrückt wie früher bin ich da nicht mehr. Ich habe mal einen Schnitt gemacht und alles weggeben was nur rumsteht und ich nicht höre. Mittlerweile habe ich tatsächlich nur Platten die regelmäßig gespielt werden und keine Staubfänger mehr. Dadurch macht Platten hören doppelt Spaß. Die letzten Platten die ich mir zugelegt habe waren letzte Woche aufm ENDLESS SUMMER von „Pennycocks“ der Longplayer und die zweite „Krewmen“. Die „Pennycocks“ haut alles weg und ich bin schwer begeistert. Unbedingte Empfehlung für alle die einen Bastard aus 77 ,Oi!, Glam, Powerpop mögen. Ach ja, die „Guida“ Single habe ich mir auch geholt, geilster Glampunk und erfrischend. Ich stöbere gerne auf Flohmärkten, da findet sich die eine oder andere Perle, meistens altes Zeug und teilweise obskur. Von KISS kaufe ich mir immer noch alles was ich finde an Vinyl. Altes Laster,hahahaha.
Im Herbst in New York geht es wieder zu „Bleeker Bob“ & „Generation Records“.Dort findet man eigentlich immer was obskures oder lang gesuchtes an Vinyl.
Okay ich denke ich hab dich allmählich genug gelöchert und komme so langsam zum Ende des Interviews. Ich danke dir für die ausführlichen Antworten und wünsche euch eine astreine Record Release Party! Hast du noch ein paar Worte für die Leute da draußen?
Sebi: Vielen Dank für das Interview und das Interesse an unserer Band. Es geht jetzt bald ins 15.Jahr und wenn Ihr mal in der Nähe seid wo wir spielen, dann schaut einfach vorbei. Sprecht uns an, feiert mit uns und lasst es krachen ! SffS – ISP for life!
Daniel
Live Fotos wurden von der Stomper 98 Facebook Seite in bsprache mit der Band verwendet.
Die Promo Fotos sind alle von „Christian Bormann“