(Quasilectric / H’art)
Vor über 30! Jahren debutierten die Waltons mit ihrem seiner Zeit noch innovativen „here come the Waltons“ – Album und sowohl King Kurt Fans als auch Squaredancefreunde wurden gut bedient und stilisierten die Band bereits nach 2 Alben zum Kult. Mit Punk hatte das zwar auch schon damals recht wenig zu tun, aber nachdem auch diese Kuh von der Industrie Mitte der 80er bereits leergemolken war nahm man dankbar jeden Strohalm auf und plötzlich war Cowpunk tatsächlich sowas wie ein „Hype without a cause“….(der Begriff „Cowpunk“ kommt meines Wissens eigentlich von John Peel, der die Boys next door/ Birthday Party damals so kategorisierte anläßlich des Titels „ it hurts me a lot more than it hurts you“) …und aus heutiger Sicht fügen sich viele, viele andere Bands weitaus besser in diese Bezeichnung, da die Waltons bereits Ende der 80er immer metallischer wurden und sich immer weiter von ihren Hillbilly-Pogo Wurzeln entfernten. Wechselnde Besetzungen und Probleme mit der Plattenfirma führten dann zu langen Pausen (über 10 Jahre) und nun versuchen die Waltons seit ein paar Jahren zurück in den Sattel zu kommen. Und reiten können sie in der Tat, um bei diesem sinnigen Bild zu bleiben. Handwerklich gibt’s wirklich nichts herum zu kacken: Das Trio spielt sich perfekt durch jeden Track der Cd, allerdings habe ich schon nach dem Intro (Erst verhalltes Akkustikgitarrengegniedel mit absurdem Herumgepfeife im Hintergrund für den Italowesterneffekt und dann Rockriffs wie von Onan persönlich dargeboten) einen geschwollenen Kamm. Das Album bleibt zwar nicht die ganze Zeit ununterbrochen ausschliesslich in diesem sonderbaren Groove: mit Stücken wie „Western Trail“ ,“faith“oder „anger“ klingt es dann partiell tatsächlich ein wenig nach Punkrock oder zumindest nach Bad Religion. Bei „riding a dead horse“ verzichtet man mal auf derbe Gitarrensolos und kommt dann aber doch bloß daher wie ein übellauniger Ricky Martin, bei „ America First“ gibt man sich politisch und der Song würde vermutlich auch funktionieren; hätte man den Gesang nicht so verheerend abgemischt, wie auf einem Ozzy Osbourne Album von anno Tobak, aber da sich Mr John Boy Walton (einziges Gründungsmitglied) persönlich für die Produktion verantwortet, scheint das so gewollt. Bei „Angels“ platzt mir dann endgülig der Kragen: Erst ein paar Takte Punkrock, dann der beschissen gemixte Gesang, ein rein gemischter Kunstchor vom Syntie und phallische E-Gitarren Solos….Auch“Anger“ funktioniert als Punksong genau 48 Sekunden: dann wieder Metal….Der größte Lichtblick findet sich für mich in „ without a bass“ dem Song mit der musikalisch grössten Punk Attitüde, trotz von NOFX geklautem Intro. Alles in allem klingt das für mich also inzwischen eher nach „Latzhosenmetal“ und ich bin inzwischen wohl zu zynisch um zu beurteilen, ob die Welt das braucht. Die viel toleranteren Metalfans werden hier vermutlich sehr viel glücklicher als ich. Und die Band hat ja auch eine gewisse Affinität zu Veranstaltungen wie Wacken – und da bin ich dann wohl der falsche Mann. Trotzdem werden viele es lieben und das ist ja auch nicht schlimm…Auch „Santiago“ – Platten bekommt man inzwischen irgendwie an den Mann und niemand wird dafür angemessen bestraft….Trotz der neidlos anerkannten spielerischen Fähigkeiten für mich bestenfalls ausreichend…..Als Metalplatte für viele allerdings bestimmt mindestens 3+……Punk is das bloß marginal …vielleicht in Wacken…..