„Miles to go“ im Kreuzverhör

Miles To Go waren eine Old School Straight Edge Band aus`m Pott.Von Beginn an in aller Munde.Mal geliebt,mal gehaßt.Die Band war auf dem besten Wege sich einen dauerhaften Platz in der HC Liga zu erspielen,löste sich aber überraschend 2009 auf.Wir sprachen mit Sänger Marcel und Gitarrist Sascha über die Gründe des Split`s und einiges mehr.

CU:Marcel,Sascha,wir fangen mal anders herum an.MTG haben sich 2009 überraschend und sehr still aufgelöst.Wie kam es zum Split der Band?

Sascha: Das Problem war, dass wir, nachdem unser alter Drummer die Band verlassen hat, niemand passenden für diese Position gefunden haben. Wir anderen wollten definitiv weiter machen und haben den einen oder anderen Drummer vorspielen lassen aber letztendlich haben wir den passenden Ersatz nicht finden können.
Dass wir uns so still und leise verabschiedet haben war in der Form eigentlich nicht geplant. Wir waren einfach davon überzeugt den Platz hinter den Drums ziemlich schnell wieder besetzen zu können und somit keine große Pause einlegen zu müssen. Da waren wir wohl etwas blauäugig.

CU:Ihr habt als Lupenreine Old School Band begonnen,was sehr großen Anklang fand .Eure „Outburst“ EP hingegen ging deutlich mehr in die „NY/HC“ Ecke.Wie kam es zu dieser Entwicklung,und glaubt ihr,das euch das „Fans“ gekostet hat???

Sascha: Zwischen dem ersten Demo und der Outburst EP liegen gute 3 Jahre und in dieser Zeit hat sich jeder von uns weiter- bzw in eine andere Richtung entwickelt. Der musikalische Geschmack hat sich einfach verändert bzw. erweitert und das spiegelt sich natürlich in der Musik wider. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung dürfte der Zuwachs in Form einer zweiten Gitarre sein. Neue Bandmitglieder bringen natürlich auch neue Einflüsse mit.
Mit Sicherheit hat uns dieser Wandel Fans gekostet aber genauso haben wir neue dazu gewonnen. Ich denke mal, dass das in der Natur der Dinge liegt. Man kann nicht jeden zufrieden stellen.

CU:MTG waren von Beginn an im Fadenkreuz der „HC Polizei“.Zum Teil gab es heftige Beleidigungen gegen die Band und auch speziell gegen dich Marcel.z.b. auf Allschools.Was denkt ihr woher kam das und wie geht man persönlich damit um?

Marcel: Einige Leute aus der tollen „Hardcore Szene“ fühlten sich provoziert, da Teile der Band bei jeder Show mit den neuesten Sneakern, Caps usw aufgelaufen sind. Und wie die meisten nun mal sind, mussten sie sich hinter ihrem PC verstecken und uns persönlich angreifen. Dazu kam noch, dass zwei MTG-Mitglieder bei Tears Of Blood gespielt haben. Das war einigen ein Dorn im Auge. Persönlich angesprochen wurden wir nie, dafür waren sie alle zu feige.

Sascha: Rückblickend würde ich sagen, dass es nie einen triftigen Grund für diese Abneigung gab. Am Anfang haben wir uns auch oft gefragt, woran es liegen könnte und was wir denn nur falsch machen bzw.  was wir ändern könnten. Aber irgendwann kam der Punkt wo es uns einfach nur noch egal war. Natürlich haben wir dann das ein oder andere Mal auch mit Absicht für „Zündstoff“ gesorgt, einfach aus dem Grund, dass wir dieses ganze Gerede nicht mehr Ernst genommen haben. Manche Menschen haben einfach zu viel Zeit, regen sich über völlig triviale Sachen auf und machen aus einer Mücke einen Elefanten!

CU:Auf eurem ersten Demo habt ihr mit „Our Place“ den „Bollo HC“ bzw.die Leute die auf Shows nach Ärger suchen kritisiert.Das wurde euch oft böse ausgelegt,da Marcel ja auch bei Tears Of Blood gesungen hat.Zudem wurde oft kritisiert,das ihr ja selbst alle dicke Marken Klamotten am Start habt,was ja auch nicht zur HC Attitüde passt.Was sagt ihr zu solchen Vorwürfen?

Marcel: Für mich waren Tears Of Blood nie eine Bollo Band, es war einfach Hardcore mit Metaleinflüssen. Die Vorwürfe fingen mit dem Kings Will Be Kings Video an, in dem es heftig mit violent dancing etc abging. Zu der Zeit hatte ich halt Bock mal was neues auszuprobieren. Die Leute, die beim Hardcore schon lange dabei sind, müssten auch wissen, dass ich vor Tears Of Blood auch eine reine old school Band hatte. In dem Miles To Go Song „our place“ ging es ja gegen Leute, die auf Shows kommen, um Streit zu machen. Ich habe auch mit Tears Of Blood nie Streit gesucht, frage mich warum Leute auf so was kommen. Ich hätte auch bei Tears Of Blood über das Thema schreiben können.
Warum sollte ich keine Marken Klamotten tragen? Was ist daran schlimm? Wenn ich auf die Sachen stehe, dann ist es halt so. Die Leute sind alle zu engstirnig und haben einen Stock im Arsch stecken. Kleidet sich mal jemand nicht wie ein Gammel, ist er direkt ein Faker etc. es sollte doch jedem selbst überlassen sein, was er für Klamotten trägt. Muss ich jetzt einen Jutebeutel und die neue American Apparel Kollektion haben, wenn ich beim Hardcore dabei sein möchte? Ich denke nicht.

Sascha: Die Sache mit den Markenklamotten würde völlig, und zu Unrecht, immer wieder thematisiert. Man darf nicht vergessen, dass es im Endeffekt einfach nur Klamotten sind. Nicht mehr und nicht weniger. Ob teuer oder günstig. Es ist ein Stück Stoff. Wenn mir was gefällt, dann kaufe ich es, ob Marke oder nicht. Ich hab nie verstanden, wie man sich über so was so sehr aufregen kann. Man hat ja sonst nichts zu tun.

CU:Marcel,vor MTG hast du ja bei Tears Of Blood gesungen,was ja eher Metal war als Old School.Wie kam es überhaupt zu der Gründung von MTG.Hast du einfach wieder Lust auf Old School Mucke gehabt???

Marcel: Da ich sowieso schon immer auf den alten Sound stand, hatte ich wieder Lust auf eine old school Band. Der damalige Tears Of Blood Drummer war auch eher ein Freund von old school und wir haben uns die Leute für Miles To Go zusammengesucht.

CU:Oft setzten sich ja neue HC Bands aus „Alten Haudegen“ zusammen,welche vorher schon in zig anderen Bands gespielt haben.Bei MTG waren eher „Unbekannte“ Leute am Start.Wie kamt ihr zusammen und erzählt doch mal was über euren Background.

Sascha: Mats und Marcel kannten sich ja, wie bereits erwähnt, schon von Tears Of Blood. Ich war schon länger auf der Suche nach einer Old School Band und hatte damals diverse Anzeigen geschaltet und irgendwann meldete sich Marcel auf eine dieser Anzeigen. Unser Bassist (Simon B.) hatte kurze Zeit später über das Internet Kontakt zu uns aufgenommen und unseren zweiten Gitarristen (Simon H.)  kannten wir von Shows.

CU:Du standest mit Indication ja kurz vor dem Durchbruch.Da hat sich die Band plötzlich aufgelöst.Bei MTG war auch plötzlich Schluß.Frustriert so etwas nicht sehr???

Marcel: Am Anfang ist man natürlich Mega frustriert und denkt sich „wofür habe ich das jetzt alles aufgebaut“? aber nach und nach geht man damit gut um und es gibt immer die Möglichkeit eine neue Band zu machen.

CU:Ihr wart von Beginn an eine Straight Edge Band.Wie wichtig war euch das,und galt bei euch das Motto „Keine Kompromisse“ oder hättet ihr auch nicht Edger in die Band geholt???

Sascha: Jeder in der Band hat da seine eigene Ansicht, ich kann also nur für mich reden. Für mich war das Thema immer sehr wichtig und ist es auch noch. Straight Edge ist eine gute Sache und ich bin stolz diesen Weg zu gehen, diese Einstellung bzw Erfahrung wollte ich mit anderen teilen.
Zu der zweiten Frage kann ich nur sagen, dass wir, wenn wir einen Drummer gefunden hätten der nicht Edge gewesen wäre, weiter gemacht hätten, allerdings nicht unter dem Namen Miles To Go. Miles To Go war eine Straight Edge Band und wird es auch immer bleiben.

CU:Kommentiert doch bitte mal eure Platten in Chronologischer Reihenfolge:

2006 Dead End Road Demo (Sascha: Neben der Split 7” unsere beste Platte. Man hätte die Stücke nur um einiges schneller spielen sollen)

2007 Times Like These Demo (Sascha: Da war der Unterschied zum ”Dean End Road” Demo schon deutlich zu hören. Weg vom reinen Old School)

2007 Split 7” mit When Seasons Change (Sascha: Super Platte. Geht wieder mehr in Richtuung Old School.)

2009 Outburst 7”/cd (Sascha: Stumpf ist Trumpf war hier die Devise. Weg vom Old School hin zum NY Sound)

CU:Nun könnt ihr euch noch mehr Feinde machen. Was denkt ihr über die HC Szene Heutzutage und ihre Entwicklung???

Sascha: Das Problem ist, dass man nicht von EINER Szene reden kann. Man ist zwar geneigt das Wort „Unity“ in den Mund zu nehmen wenn man von Hardcore spricht aber wirklich passend ist das nicht. Es gibt mehrere kleine Szenen bzw. Gruppierungen und jeder macht sein Ding. Wer was anderes behauptet lügt!

CU: Wie sieht eure Musikalische Zukunft aus???

Sascha: Marcel und unser Bassist Simon B. haben momentan nichts Neues am Start. Simon H. spielt mittlerweile in einer Pop-Punk Band und von mir wird’s bald auch was Neues geben.

(Dieses Interview führte Marcel für Crazy United